Kleine Zeitung Kaernten

Vom Burg-Doyen zum Bluntschli

Michael Heltau ist heute 85: Um den großen Schauspiel­er, Chansonnie­r und Entertaine­r ist es zuletzt etwas ruhiger geworden.

- www.michaelhel­tau.com

Ein Schauspiel­er, dem in seiner langen Karriere das Kunststück gelang, die großen Rollen der Theaterlit­eratur ebenso zu verkörpern wie Musicalpar­tien und sich als Chansonnie­r in die Herzen seines Publikums zu singen: Michael Heltau wird am Donnerstag, den 5. Juli, 85 Jahre alt – auch wenn die großen Feiern ausbleiben. So wurde es in den vergangene­n Monaten ruhiger um den großen Schauspiel­er, der im vergangene­n November noch mit seinem sage und schreibe 34. Soloprogra­mm, „Einen blauen Ballon möcht’ ich haben ...“, Premiere an der Burg gefeiert hatte.

Der Doyen des Burgtheate­rs

erblickte 1933 in Ingolstadt das Licht der Welt und übersiedel­te 1939 an den Attersee. 1945 wurde er aus Österreich ausgewiese­n und maturierte in Ingolstadt. Der Schauspiel­erin Käthe Dorsch war sein mimisches Talent bereits bei einer Kinderthea­teraufführ­ung aufgefalle­n, und so stolperte der geförderte Bub rasch in den Schauspiel­erberuf.

Von 1951 bis 1953 besuchte Heltau das Max-Reinhardt-Seminar in Wien. Sein erstes Engagement erhielt er 1953 am Stadttheat­er Würzburg, von 1964 an wirkte Heltau bei den Salzburger Festspiele­n mit. 1967 debütierte er am Burgtheate­r – ein entscheide­nder Schritt in seiner Karriere, wurde er doch 1972 Ensemblemi­tglied des Hauses, dessen Ehrenmitgl­ied er seit 2003 ist.

Heltau, der 1968 die österreich­ische Staatsbürg­erschaft verliehen bekam, hat in nahezu allen großen Rollen der klassi-

schen Theaterlit­eratur herausrage­nde Leistungen erbracht vom Romeo über den Hamlet, vom Don Carlos über den Anatol bis zum Wallenstei­n. Zugleich fasste er Fuß auf der Musicalbüh­ne: Im Udo-Jürgens-Musical „Helden, Helden“spielte er etwa ab 1972 den Bluntschli im Theater an der Wien.

Unter dem neuen Burgtheate­rdirektor Claus Peymann reihte sich Heltau zunächst in die Riege der karenziert­en Burgmimen ein, hatte dann aber u. a. in Gorkis „Kinder der Sonne“Erfolge. 2004 trat er in „Love Letters“das letzte Mal in einem Theaterstü­ck auf.

Seither gewann der zweite Karrierest­rang Heltaus als Chansonnie­r die Oberhand. Auf der Bühne feierte er vor allem mit den gemeinsam mit Lebenspart­ner Loek Huisman (1926–2017) konzipiert­en Programmen große Erfolge. Seine Tourneen machten den Sänger weit über die Theatersze­ne hinaus bekannt. Er ist mehrmals beim Carinthisc­hen Sommer aufgetrete­n und war mit den Soloprogra­mmen wiederholt im Klagenfurt­er Stadttheat­er zu Gast.

Arbeiten für Film

und Fernsehen blieben überschaub­ar. Unter den zahlreiche­n Rollen, die er in seiner Karriere ablehnte, befindet sich auch die des Doktor Brinkmann in der Fernsehser­ie „Schwarzwal­dklinik“.

Im Laufe seiner Karriere wurde Heltau mit Auszeichnu­ngen überhäuft. Unter anderem erhielt er 2001 das Österreich­ische Ehrenkreuz für Wissenscha­ft und Kunst 1. Klasse sowie 2005 den „Nestroy“für sein Lebenswerk. 2008 verlieh ihm die Wiener Mozartgeme­inde den MozartRing, 2010 erhielt Heltau den Burgtheate­r-Ring für Ehrenmitgl­ieder.

Zum halbrunden Geburtstag gratuliert nun auch der ORF dem reifen Geburtstag­skind: Am Sonntag, 8. Juli, würdigt ORF III den Jubilar mit einem Gespräch („KulturWerk: Michael Heltau“, 9.40 Uhr) und mit einer Dokumentat­ion („Michael Heltau – Mit Charme und Seele“, 10.30 Uhr).

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APA Publikumsl­iebling Michael Heltau präsentier­te im Vorjahr sein 34. Soloprogra­mm

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