Einen Roboter kann man nicht bestrafen
Roboter-Psychologin Martina Mara über Roboter als Staatsbürger und ihre menschlichen Eigenschaften.
Können Roboter gute Kollegen sein oder nehmen sie uns die Arbeit weg?
Dass durch sie keine Jobs wegfallen, wäre ein Märchen. Aber wenn wir an positiven Zukunftsvisionen arbeiten und es sozialpolitisch klug angehen, birgt die Automatisierung auch das Potenzial, bei gleichem Wohlstand weniger arbeiten zu müssen. Roboter nehmen uns viele Arbeiten dann nicht weg, sondern ab.
Was können Roboter nicht?
Fingerfertigkeit ist schwer zu simulieren. Die menschliche Hand ist ein hoch kompliziertes Werkzeug. Forschen, kreativ sein, verhandeln, Erfahrungen austauschen und sich in Menschen einfühlen können Roboter auch schwerlich. Letztendlich basieren sie eben auf Code und Statistik.
Steht zu befürchten, dass Roboter Staatsbürger werden?
Sie sprechen Roboter als juristische Person an. Es gibt dazu Entwürfe des EU-Parlaments. Aber wie kann ein Roboter vor Gericht bestraft werden? Mit Datenlöschung? Ich halte eine geteilte Verantwortung von Hersteller und Nutzer für sinnvoll – im Fall, dass ein Roboter Schaden anrichtet.
Wie ähnlich werden dem Menschen?
Zunächst ist Transparenz wichtig: dass wir wissen, wann wir es mit einem Roboter zu tun haben. Zum Design: Ein
Roboter kleiner humanoider Einschlag wirkt oft sympathisch. Trotzdem sollen Roboter aber leicht als Maschine erkennbar bleiben. Die Akzeptanz von Robotern sinkt, wenn sie zu lebensecht werden. Und in vielen Bereichen braucht man ohnehin keine menschenähnlichen Roboter.
Ethische Fragen ...
... gibt es viele. So gibt es autonom bewegliche Sex-Roboter, deren Eigenschaften der Besitzer vorbestellen kann. Aber das ist kein Breitenthema. Dann die Frage nach der emotionalen Manipulierbarkeit durch Roboter. Es gibt bereits Companion-Roboter, also Roboter-Gefährten, die Mimik und Gestik des Menschen analysieren können.
Welche Aufgaben nehmen uns Roboter als Erstes ab?
Mobilität und Transport – bis hin zu selbstlenkenden Schiffen: Das autonome Fahren wird bald im Alltag ankommen. Virtuelle Pods wie Alexa oder der Google-Assistant sind schon in zahlreichen Haushalten. Auch kollaborative Roboter sind im Aufwind – das betrifft die Industrie.
(36) ist Professorin für Roboter-Psychologie an der Uni Linz. Morgen, Samstag, spricht sie bei den Carinthischen Dialogen auf Schloss Bach in St. Urban über „ein menschenfreundliches Roboter-Zeitalter“.