Dieser Anschluss ist nicht erreichbar!
Wer wagt es heute, im Urlaub wirklich offline zu sein? Vor allem: Wer hält das noch aus und wie lange?
Wann beginnt eigentlich der Urlaub, also der wirkliche Urlaub? Nein, da ist nicht der erste Urlaubstag gemeint oder der Liegestuhl mit der Nummer 589 in der 87. Reihe an der Adria, natürlich auch nicht das Einchecken im Hotel nach vierstündiger Anreise im Stau. Gemeint ist dieses Gefühl, alles hinter sich gelassen zu haben, die beantworteten und unbeantworteten E-Mails, die gewaschene oder ungewaschene Wäsche zu Hause, die nicht erledigte Reparatur des Staubsaugers und, und, und. Gemeint ist Gefühl, wenn der Kopf nicht mehr belästigt wird von Fragen, was noch zu erledigen ist. Oder wenn – wie es ein Therapeut ausdrückt – man nicht mehr das Gefühl hat, erschöpft sein zu müssen oder auch nur zu so tun. Letzteres soll ja nötig sein, um im Kreis der Erschöpften oder Erschöpft-Spielenden nicht den Eindruck zu erwecken, nicht für den Job alles zu geben. Wer aber zeigen will, für den Job das Letzte zu geben, steht auch im Urlaub vor einem Problem. Soll er/sie den Tipp aus „Wie Erholung funktioniert“-Ratgebern annehmen, sich im Urlaub eine Offline-Zeit gönnen und Anrufern die Antwort zumuten „Dieser Anschluss ist vorübergehend nicht erreichbar“? Oder doch lieber erreichbar sein?
Wer Ersteres wagt und auch aushält, könnte dem Gefühl des erholsamen Urlaubs nahe komdas men, diesem Gefühl der Freiheit, die es ermöglicht, einmal in den Tag hinein zu leben ohne bohrende Fragen über offene Aufträge, Abrechnungen, Termine, die den Urlaub zum Teilzeit-Urlaub verkommen lassen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, einen „Vorübergehendnicht-erreichbar-Urlaub“und all jenen einen schönen „Erreichbar-Urlaub“, die sich ohne Computer und Handy nächtelang mit der Frage quälen würden, was in ihrer Abwesenheit alles schieflaufen könnte . . .