Zeitfenster für die Rettung der Buben aus thailändischer Höhle schließt sich.
Tag 15 im Höhlendrama von Thailand: Die Lage hat sich leicht entspannt, aber das Zeitfenster für die Rettung schließt sich und noch konnte niemand evakuiert werden. In Briefen wenden sich die Buben an ihre Eltern.
Die Rettungsmannschaften in Thailand zeigen vorsichtigen Optimismus. Mittlerweile konnte man viel Wasser aus der überfluteten Tham-Luang-Höhle im Norden des Landes abpumpen. Immer wieder gelangen ausgebildete Taucher der thailändischen Marine und aus aller Welt zu den eingeschlossenen Buben und ihrem Trainer, versorgen sie mit Nahrung, Decken und Nachrichten von der Außenwelt. Dutzende Menschen arbeiten fieberhaft an der Rettung der Jugendfußballmannschaft und ihres Betreuers – von den Bauern der Umgebung bis hin zu Expertenteams aus Europa und den Ingenieuren des US-Technologie-Pioniers Elon Musk.
Gestern haben die Taucher Botschaften der Eingeschlossenen mit nach draußen genommen. Die thailändische Marine veröffentlichte diese auf ihrer Facebookseite. In den handgeschriebenen Briefen wenden sich die meisten Kinder an ihre Eltern und sprechen ihnen Mut zu. „Macht euch keine Sorgen, wir sind alle stark“, schrieb einer der zwölf Fußballer. Ein anderer, der 15-jährige Phiphat Photi, schrieb: „Liebe Mama und Papa und mein kleiner Bruder, wenn ich hier raus bin, könntet ihr mir dann bitte gegrilltes Schweinefleisch mit Gemüse bringen?“Einen Brief hat auch der 13 Jahre alte Sohn des thailändischen Königs, Prinz Dipangkorn Rasmijoti, verfasst. Darin spricht der junge Monarch den Eingeschlossenen Mut zu. Allerdings werden die Buben diesen nicht lesen können, weil der Prinz, der zeitweise in der Nähe von München lebt, auf Deutsch geschrieben hat.
Um Verzeihung bat indes der Trainer der Mannschaft. Ekkapol Chantawong wandte sich an die Eltern der Buben. „Ich bedanke mich für die moralische Unterstützung und entschuldige mich bei den Eltern“, schrieb der Trainer in seiner ersten Wortmeldung. „An alle Eltern: Allen Kindern geht es noch gut. Ich verspreche, mich sehr gut um sie zu kümmern“, schrieb der 25-Jährige. Der Trainer wurde stark kritisiert, weil er mit den Buben zur Regenzeit in die Höhle gegangen war. Außerdem hat kaum jemand von dem Abenteuer gewusst. Nur durch die Räder und Rucksäcke, die vor der Höhle abgestellt waren, waren die Retter zunächst auf die Vermissten aufmerksam geworden. Er bekam aber auch Lob, weil er den Kindern sein Essen abgab und sie in der Dunkelheit moralisch unterstützte.
War die Lage gestern zunächst noch nahezu aussichtslos, so besserte sich die Situation im Laufe des Tages. Die Kinder, denen das Tauchen beigebracht wird, seien zu geschwächt für die Tauchgänge, die auch erfahrenen Höhlentauchern viel Kraft abverlangen. Manche könnten nicht einmal schwimmen, hieß es. Der Leiter der Rettungsaktion, Narongsak Osotthanakorn, hielt eine Rettung via Tauchgang zuletzt aber für möglich. „Jetzt und in den kommenden drei oder vier Tagen sind die Bedingungen mit Blick auf den Wasserstand, das Wetter und die Gesundheit der Buben perfekt“, sagte Narongsak, der auch Gouverneur der Provinz ist, mit Blick auf einen möglichen Rettungsversuch. „Wir müssen klar entscheiden, was wir tun können.“Die Beratungen und Vorbereitungen, ob und wann versucht werde, die Buben und ihren Trainer aus der Höhle zu holen, seien aber noch im Gange.
Die Zeit drängt, denn nach erwarteten neuen Regenfällen könnte das Wasser bis zum Zufluchtsort steigen. Den Eingeschlossenen drohen dann weniger als zehn Quadratmeter Raum als Zufluchtsort zu bleiben. Auch der KohlendioxidGehalt bereitet den Helfern Sorgen. Narongsak warnte, ein Absinken des Sauerstoffanteils in der Höhle auf zwölf Prozent kann zur Bewusstlosigkeit führen. Gegenwärtig sei dieser Wert bei rund 15 Prozent, normalerweise liegt der Sauerstoffanteil in der Luft bei etwa 21 Prozent. Dazu stellt der Kohlendioxidanteil eine wachsende Gefahr dar: Die Eingeschlossenen könnten zu viel CO2 in ihren Blutkreislauf aufnehmen. Daher legen die Rettungskräfte zusätzlich eine kilometerlange Sauerstoffleitung in den Raum der Tham-Luang-Höhle, in dem die Gruppe festsitzt.