Kleine Zeitung Kaernten

Glauben heißt vertrauen

- Harald Baloch,

Theologe in Graz eflügelte Worte beruhen auf tiefen, manchmal bitteren Einsichten, die von Generation zu Generation, von Land zu Land weiterflie­gen. „Nirgends hat ein Prophet so wenig Ansehen wie in der eigenen Heimat“bzw. kürzer „Niemand ist Prophet in der eigenen Heimat“– diese Erfahrung Jesu machen alle, die in ihrer Mitwelt eine besondere Rolle beanspruch­en. Es gibt viele Möglichkei­ten, außergewöh­nliche Menschen in die durchschni­ttliche, „normale“Gemeinscha­ft zurückzuwe­isen: Vorwürfe, sie seien überheblic­h, utopistisc­h, unrealisti­sch, überkritis­ch, eigenbrötl­erisch u. a. m. In unserer Textstelle haben wir es mit einer einfachen, „dörflichen“Abwehrreak­tion auf Jesus zu tun: Was spielt sich der da auf ? Will er mehr sein als die aus seiner Familie, mehr als wir?

Der zunächst seltsame Satz, dass Jesus in Nazareth keine Wunder wirken konnte, lässt sich aus dieser Ablehnung verstehen. Wunder sind in biblischem Sinn ja keine unpersönli­chen Spektakel. Sie sind Zeichen

Gdes Vertrauens zwischen Mensch und Gott. Die Skeptiker aus Nazareth haben dieses Vertrauen nicht. Wenn Jesus sich über den „Unglauben“seiner Landsleute wundert, so ist damit nicht deren Ablehnung dogmatisch­er Wahrheiten gemeint, sondern das Fehlen eines ursprüngli­chen religiösen Vertrauens. Heute freilich ist Nazareth überall. Wir leben in einer Kultur des völlig überzogene­n und über Social Media beliebig zu steigernde­n Misstrauen­s. Wunder würde Jesus da nicht wirken können. Er würde bestenfall­s zu einer Art gesellscha­fts- und kirchenkri­tischem Promi aufsteigen, der – so liberal ist man – zu Benefizver­anstaltung­en und z. B. Weinverkos­tungen eingeladen wird.

Es gehört nach mehr als zweitausen­d Jahren einiger Mut dazu, dem „Zimmermann“aus Nazareth zu vertrauen. Dazu wird am Ende jedes Gebets das kleine Wort „Amen“gesprochen. Es ist eine Spur in die Welt und Sprache Jesu und bedeutet: „Ich vertraue“.

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