Ingrid Rieder aus Villach hat in Nigeria ein Institut für Kinder mit Legasthenie gegründet. Sie bildet 150 Legasthenie-Trainer aus.
Ingrid Rieder (45) hat in Nigeria ein Institut für Kinder mit Legasthenie gegründet. Sie bildet dort 150 Trainer aus.
Ende Juli ist es so weit: Ingrid Rieder wird von ihrem Heimatort Landskron ins ferne Nigeria ziehen. Dort wird sie bis Anfang September rund 150 Legasthenie-Trainer ausbilden und in ihrem eigens gegründeten „Zeus Children Institut“(„Zeus Institut für Kinder“) in Abuja, der Hauptstadt des afrikanischen Staates, anstellen. „Rund 15 Prozent der Weltbevölkerung sind legasthen. In Nigeria fehlt es an Ressourcen und speziell ausgebildeten Trainern, deshalb habe ich das Institut gegründet“, so Rieder. Für Nigeria entschied sie sich aufgrund ihrer Sympathie für das Land.
Neben ihrer Trainertätigkeit hat die 45-Jährige ein mobiles Reisebüro. In ihrer Karenz hat sie 2013 die Ausbildung zur Legasthenie-Trainerin abgeschlossen. Nun will sie selbst Kindern und vor allem jungen Menschen helfen. „Viele Schüler kommen von der Straße oder haben keine Chance auf eine Anstellung. Ich wollte die Kinder und die jungen Menschen unterstützen, ein besseres Leben zu führen.“
Derzeit gibt es im Zeus-Institut 150 Schüler. Die Ausbildung ist in vier theoretische Module aufgeteilt, die von zu Hause absolviert werden können. Im Sommer muss jeder angehende Trainer ein einwöchiges Praktikum absolvieren. „Ich werde künftig ein Mal im Jahr vor Ort sein und die Praxis betreuen. Alles andere wird von einer Person in Nigeria geregelt“, sagt die Villacherin. Für das Praktikum müssen alle Trainer in eine der nächstgelegenen Großstädte reisen.
Nach erfolgreicher Absolvierung der Praxis und aller Prüfungen sind sie als mobile Legasthenie-Trainer in verschiedenen Regionen unterwegs.
„Dort kommen die Trainer in die Schule oder zu den Kindern nach Hause. Nach dem regulären Unterricht wird eine Stunde pro Woche im Einzeltraining geübt. Die Kinder bekommen eine Übungsmappe, die sie bis zur nächsten Einheit durcharbeiten sollen“, sagt die Trainerin.
Zur Ausbildung gehört unter anderem die richtige Diagnose der Lese- und Rechtschreibschwäche. „Dafür werden alle acht Sinneswahrnehmungen geprüft. So wird später ein pädagogisches Gutachten erstellt“, sagt Rieder. Das Ziel der Behandlung ist es, den Kindern das Lernen zu erleichtern und Hilfestellungen im täglichen Leben zu geben, da- mit sie selbstständig mit ihrer Schwäche umgehen können. Zukünftig sollen bis zu 200 Trainer pro Jahr ausgebildet werden und in späterer Folge in ganz Nigeria eingesetzt werden.
Beruflich durchlief die dreifache Mutter viele Stationen. Nach der erfolgreichen Absolvierung der Frauenberufsschule in Spittal arbeitete Rieder zuerst in der Gastronomie. Später ging sie in die Schweiz, arbeitete auf einem Schiff und in der Hotellerie. Dann fand sie ihren Weg ins Reisebüro und machte sich 2009 selbstständig.
Neben ihrer Arbeit verbringt Rieder am liebsten Zeit mit ihren Kindern. „Wir gehen in die Natur, Rad fahren oder schwimmen. Das Wichtigste ist es, einfach einmal vom Alltag abzuschalten.“