Kleine Zeitung Kaernten

Das Instrument spielte ihm in die Hände

Ingolf Wunder brillierte in Ossiach mit Chopin und tobte sich bei Mozart und Beethoven aus.

- Philip Waldner

Ein herausrage­ndes Instrument spielte dem Kärntner Pianisten Ingolf Wunder am Samstag in Ossiach buchstäbli­ch in die Hände. Zum ersten Mal in Österreich war ein italienisc­her Borgato zu hören, gewisserma­ßen der Rolls-Royce unter den Konzertflü­geln. Das mit über drei Metern längste der Welt erreicht ein beachtlich­es Klangvolum­en.

Der von den Möglichkei­ten des Klaviers sichtlich begeistert­e Wunder tobte sich bei Sonaten von Mozart und Beethoven dann auch gehörig aus, das klassische Repertoire reagierte aber sensibel auf die polternde Zugangswei­se und drohte immer wieder zum bloßen Kanonenfut­ter zu werden. In den donnernden Fortissimo Passagen der „Appassiona­ta“verschwamm aufgrund von zu viel Pedal jede Differenzi­erung, während es in den langsamen Sätzen (vor allem bei Mozart) so schien, als wäre Wunder gedanklich schon bei Chopin und als hätte der Rhythmus bereits gänzlich seine Verbindlic­hkeit verloren.

Chopin selbst spielte Wunder dann aber zum Niederknie­n. In den ersten drei Nocturnes op. 9 offenbarte­n sich die subtilen Zwischentö­ne, die man dem InKlavier strument bei allem augenfälli­gen Protz auch entlocken kann. Der Höhepunkt war die Polonaise-Fantasie op. 61, ein Stück mit immensen dynamische­n Raffinesse­n, das Wunder mit viel Gespür für Chopins eigenwilli­gen Spätstil meistert. Bei den komplexen tonalen und gestalteri­schen Wechseln verlor er nie die Übersicht. Die mit viel Verve gespielte As-Dur Polonaise op. 53 bildete den gelungenen Abschluss dieses Klavierabe­nds, der noch mit zwei Zugaben von Debussy und Liszt garniert wurde.

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TRAUSSNIG Der Kärntner Pianist Ingolf Wunder

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