Das Instrument spielte ihm in die Hände
Ingolf Wunder brillierte in Ossiach mit Chopin und tobte sich bei Mozart und Beethoven aus.
Ein herausragendes Instrument spielte dem Kärntner Pianisten Ingolf Wunder am Samstag in Ossiach buchstäblich in die Hände. Zum ersten Mal in Österreich war ein italienischer Borgato zu hören, gewissermaßen der Rolls-Royce unter den Konzertflügeln. Das mit über drei Metern längste der Welt erreicht ein beachtliches Klangvolumen.
Der von den Möglichkeiten des Klaviers sichtlich begeisterte Wunder tobte sich bei Sonaten von Mozart und Beethoven dann auch gehörig aus, das klassische Repertoire reagierte aber sensibel auf die polternde Zugangsweise und drohte immer wieder zum bloßen Kanonenfutter zu werden. In den donnernden Fortissimo Passagen der „Appassionata“verschwamm aufgrund von zu viel Pedal jede Differenzierung, während es in den langsamen Sätzen (vor allem bei Mozart) so schien, als wäre Wunder gedanklich schon bei Chopin und als hätte der Rhythmus bereits gänzlich seine Verbindlichkeit verloren.
Chopin selbst spielte Wunder dann aber zum Niederknien. In den ersten drei Nocturnes op. 9 offenbarten sich die subtilen Zwischentöne, die man dem InKlavier strument bei allem augenfälligen Protz auch entlocken kann. Der Höhepunkt war die Polonaise-Fantasie op. 61, ein Stück mit immensen dynamischen Raffinessen, das Wunder mit viel Gespür für Chopins eigenwilligen Spätstil meistert. Bei den komplexen tonalen und gestalterischen Wechseln verlor er nie die Übersicht. Die mit viel Verve gespielte As-Dur Polonaise op. 53 bildete den gelungenen Abschluss dieses Klavierabends, der noch mit zwei Zugaben von Debussy und Liszt garniert wurde.