Lassen sich Steine erweichen?
Der legendäre Volksheld und Politiker Lech Wał˛esa fordert die Rolling Stones auf, sich politisch bemerkbar zu machen.
Die Rock-Dinosaurier Rolling Stones sind derzeit wieder auf Tour. Nach Österreich schafften sie es ja leider nicht, gestern stand dafür ein Konzert in der polnischen Hauptstadt Warschau an. Im Vorfeld richtete der Friedensnobelpreisträger Lech
Wałe˛ sa (74) einen ungewöhnlichen Appell an die Band. Der ehemalige Volksheld Wałe˛sa, der in den Achtzigern entscheidend dazu beitrug, in seinem Land eine Diktatur zu beenden, hat sich Protesten gegen die nationalkonservative Regie- rung angeschlossen. Diese hat erneut für Empörung und Proteste gesorgt, als sie Mitglieder des Obersten Gerichtshofs in Zwangsruhestand gesetzt hat. Nun fürchtet man wieder einmal um die Freiheit der Justiz.
„Viele Menschen in Polen verteidigen ihre Freiheit, aber sie brauchen Unterstüztung“, adressierte Wałe˛saseine Bitte an die Rolling Stones. „Wenn Sie bei Ihrem Aufenthalt in Polen etwas sagen oder tun könnten, würde das den Menschen wahrlich etwas bedeuten.“In Polen
würden „schlimme Dinge passieren“, ließ Wałe˛sa die Band wissen. Wałe˛sas Altersgenossen
Mick Jagger und Keith Richards gastierten schon 1967 in Polen, als dort noch der Kommunismus herrschte. Songs wie „I Can’t Get No Satisfaction“und „Street Fighting Man“haben politischen Hintergrund. Ob sich die Musiker dazu durchringen konnten, jenem Mann, der sich mutig gegen ein Regime stellte, eine Bitte zu erfüllen, war bei Redaktionsschluss noch nicht geklärt.