Nach Tod von Britin geht die Angst um
Krisenstab tagt in London, nachdem eines der Giftopfer verstarb. Die Ermittlungen könnten „Monate“dauern. Warnung an Bevölkerung.
Ich bin entsetzt und geschockt“, sagte die britische Premierministerin Theresa May – und meinte damit nicht die aktuellen innenpolitischen Probleme im Angesicht des Brexits: Nach dem Tod einer mit dem Kampfstoff Nowitschok vergifteten Frau hat die britische Polizei Mordermittlungen in dem mysteriösen Fall aufgenommen. Die dreifache Mutter Dawn Sturgess, die in einer Unterkunft für Obdachlose im südenglischen Salisbury gelebt hatte, und ihr 45-jähriger Partner Charlie Rowley waren vor einer Woche in ein Krankenhaus in Salisbury eingeliefert worden. Am späten Sonntagabend starb die Frau dann.
Polizei und Sicherheitskräfte täten ihr Bestes zur Aufklärung des beunruhigenden Vorfalls, versicherte May. Die Polizei geht mittlerweile davon aus, dass die beiden einen Behälter mit dem Nervengift berührt haben müssen. Die Dosis des Kampfstoffes sei sehr hoch gewesen, teilte Scotland Yard in London mit. Die Behörden nahmen Ermittlungen wegen Mordverdachts auf und äußerten sich besorgt: Solange der kontaminierte Gegenstand nicht gefunden ist, kann nicht ausgeschlossen werden, dass weitere Menschen mit dem Gift in Kontakt kommen könnten.
Neil Basu, Leiter der britischen Terrorabwehr, riet dazu, „keine absonderlichen Gegenstände wie Nadeln, Spritzen oder unübliche Behältnisse“aufzuheben. Untersucht werde unter anderem, ob es Verbindungen zum Fall Skripal gebe, hieß es. Laut Polizei und Gesundheitsbehörden hätten sich Dutzende besorgte Menschen bei den Behörden gemeldet und seien untersucht worden. Bei niemandem sei bislang eine Kontaminierung mit Nowitschok festgestellt worden.
Polizei und Sicherheitskräfte täten nun ihr Bestes zur Aufklärung des beunruhigenden Vorfalls, sagte Premierministerin May. Etwa hundert Anti-TerrorSpezialisten sind mit den Ermittlungen befasst, die nach Polizeiangaben „Wochen und Monate“dauern könnten.
Der Vorfall ereignete sich in Amesbury unweit von Salisbury, wo im März mit demselben Kampfstoff ein Anschlag auf den ehemaligen russischen Doppelagenten Sergej Skripal und seine Tochter Julia verübt worden war. Beide überlebten. Wie Sturgess und Rowly wurden auch die Skripals im Salisbury District Hospital behandelt. Der vergiftete Lebensgefährte des Todesopfers befindet sich indes weiter in einem kritischen Zustand, wie ein Polizeisprecher dazu sagte.
London spricht weiter von Aktionen der russischen Regierung“, die „bewusst oder zufällig“britische Bürger in Gefahr brächten. Die britische Polizei solle die „dreckigen politischen Spiele mancher Kräfte in London“nicht mitmachen und „endlich“mit Russland zusammenarbeiten, konterte Moskau.