„Meine Arbeit ist ja eh wie Urlaub“
INTERVIEW. Er dreht und dreht. Um Philipp Hochmair kommt man derzeit nicht herum. Im Interview erzählt der 44-Jährige von „Vorstadtweibern“ und Kuba-Abenteuern.
Nach den „Vorstadtweibern“sah man ihn zuletzt in „Blind ermittelt“, in Krems steht er momentan für die TV-Produktion „Mitten in mein Leben“vor der Kamera, und aktuell ist Philipp Hochmair mit dem kolumbianischen Film „Candelaria“im Kino zu sehen. Gedreht wurde auf Kuba.
Bei entsprechender Quote sollte „Blind ermittelt“in Serie gehen. Mittlerweile weiß man, dass Sie als blinder Kriminalkommissar Alexander Haller beim Publikum sehr gut angekommen sind ...
PHILIPP HOCHMAIR: Ja, inzwischen hat sich bestätigt, dass wir in der Krimilandschaft wohl etwas Außergewöhnliches geschaffen haben. Der ORF war sofort bereit, eine zweite Folge zu machen, die deutsche ARD plädierte sogar für zwei weitere Folgen. In Deutschland hatten wir nämlich zwanzig Prozent Marktanteil. Rund sechs Millionen Leute haben an einem schönen Badetag im Mai zugeschaut.
Wann geht es wieder los?
Im März, glaube ich. Im Augenblick wird mit Volldampf an den Büchern gearbeitet.
Alexander Haller, ein schöner Kontrast zu Joachim Schnitzler, den Sie in den „Vorstadtweibern“spielen. Wie schaut es um die Zukunft des Herrn Schnitzler aus?
Die spielt sich im Gefängnis ab, weil sich ja mittlerweile he- rausgestellt hat, dass er ein Mörder ist. Da müssen sich die Drehbuchautoren schon einen ganz besonderen Kniff einfallen lassen, damit ich in Zukunft wieder in dieser Serie vorkomme. Vielleicht einen Gefängnisausbruch? Die Gegenwart verbringt er hinter schwedischen Gardinen und kann sich nicht, wie ich, nach Kuba absetzen.
Womit wir beim Kinofilm „Candelaria – Ein kubanischer Sommer“wären, der auch beim Festival in Venedig lief. Wie sind Sie da hineingeraten?
Die Umstände waren eher absurd. Die Figur ist ein richtiger Schlawiner, ein Hehler und Betrüger. Der kolumbianische Producer wünschte sich seinen deutschen Produktionspartner Roman Paul für die Rolle, weil er ihn als Typ recht lustig fand. Der aber wollte nicht. Ich habe Herrn Paul bei einem BerlinaleBrunch kennengelernt, und da hat er mich auf die Rolle angesprochen. Hat mich gereizt, denn schließlich will jeder einmal nach Kuba. Ein Vorteil war auch, dass ich nebst Französisch – ich habe am Conservatoire National in Paris studiert – auch recht gut Spanisch kann.
Die Filmstory ist ungewöhnlich. Im Mittelpunkt steht ein altes Paar, das sich in Kuba schlecht und recht durchschlagen muss. Eines Tages findet die Frau, Candelaria heißt sie, in der Hotelwäscherei, in der sie arbeitet, eine Videokamera, die sie verbotenerweise mit nach Hause nimmt. Diese Kamera lässt bei ihr und ihrem Mann das Eheleben inklusive Sex wieder aufleben ...
Sie ist 95, er 87. Zwei ganz tolle Leute, die mir viel über ihr Leben erzählt haben. Und es war schön, dass ich sie bei den Festspielen in Venedig wieder treffen durfte.
Was waren die wesentlichen Eindrücke, die Sie auf Kuba gewannen?
Ich habe auf der Straße bald einen Typ getroffen, der meiner Filmrolle entsprach. Da fragte ich mich des Öfteren, warum die mich überhaupt einfliegen ließen. Hätten sie einfacher haben können. Aber gut, mir war’s recht. Ich kam zwei Tage nach dem Begräbnis von Fidel Castro ins Land, und bereits zu diesem Zeitpunkt spürte man, dass sich Dinge ändern würden. Diese Eindrücke so unmittelbar sammeln zu können, war ein großes Geschenk. Ich war sehr damit beschäftigt, die „Zeichen“zu lesen. Der Aufenthalt war daher in der Tat ein großes Erlebnis.
Mit Ihrem Bühnenprogramm „Jedermann Reloaded“haben Sie Furore gemacht?
Das geht weiter, zum Beispiel am 28. September und am 29. November am Burgtheater.
Gibt es auch Neues zu reloaden?
Gibt es, nämlich die SchillerBalladen. Da bewundere ich die ungeheure Sprachgewalt, die wir, wie beim „Jedermann“, ganz neu aufarbeiten können. Vom „Jedermann“wird es außerdem bald eine CD geben.
Bei dieser Beschäftigungsdichte: Geht sich Urlaub auch aus?
Urlaub? Naaa. Aber: Meine Arbeit ist ja eh wie Urlaub.