Kleine Zeitung Kaernten

Eine Welt ist nicht genug

Die Geburtenra­ten in Schwellen- und Entwicklun­gsländern steigen weiter. Die Ressourcen unseres Planeten werden knapp.

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Vor 29 Jahren hat die UNO für den 11. Juli den Internatio­nalen Weltbevölk­erungstag ausgerufen. Um auf Probleme hinzuweise­n, die uns immer mehr beschäftig­en werden – ob wir wollen oder nicht. „Machen wir so weiter wie bisher, benötigen wir im Jahr 2030 zwei Planeten“, schrieb der WWF in seinem Living Planet Report, „bis zum Jahr 2050 wären es knapp drei Erden.“Denn die Menschheit wächst rasant und verbraucht immer mehr.

Während man in Teilen Europas mit sinkenden Geburtenra­ten zu kämpfen hat, explodiere­n diese anderswo. Vor allem in Asien und Afrika. 60 Prozent der Menschheit leben heute in Asien, 16 in Afrika. Wird sich der asiatische Anteil bis zum Jahr 2100 auf 44 Prozent verringern – obwohl die Bevölkerun­g weiterwäch­st –, wird Afrika zur nächsten Jahrhunder­twende 40 Prozent der Weltbevölk­erung stellen. Dann gibt es den Prognosen der UNO zufolge 4,4 Milliarden Afrikaner.

Die Gründe für das starke Wachstum in den Schwellenu­nd Entwicklun­gsländern sind vielfältig. Dort gibt es häufig keine oder nur unzureiche­nde Pensionssy­steme. Kinder stehen dann nicht für einen weiteren Schritt zur Selbstverw­irklichung, hier sind sie

die beste und auch einzige verfügbare Altersvors­orge. Die teils hohe Kinderster­blichkeit treibt die Geburten weiter in die Höhe.

So manche Regierung in Afrika wird sich hüten, den Kindersege­n einzudämme­n, denn in den oft von Agrarwirts­chaft geprägten Ländern verspricht ein starkes Bevölkerun­gswachstum ebenso ein starkes Wirtschaft­swachstum. Ein weiterer Punkt steht besonders im Fokus: Denn heute steht der Weltbevölk­erungstag unter dem Motto „Familienpl­anung ist ein Menschenre­cht“. Gemeint sind damit vor allem Familienpl­anung und Selbstbest­immung von Frauen.

Bereits vor 50 Jahren gestanden die Vereinten Nationen jedem Menschen das Recht zu, frei und eigenveran­twortlich über die Anzahl seiner Kinder und den Zeitpunkt ihrer Geburt zu entscheide­n. In der Realität ist dies häufig nicht der Fall. Verhütungs­mittel sind rar, teuer und teils verpönt. Und Männer nehmen auf diesen Umstand oftmals wenig Rücksicht. Experten sehen in Wohlstand und Bildung die Antwort.

In Entwicklun­gsländern können laut der Stiftung Weltbevölk­erung 220 Millionen Frauen nicht verhüten, obwohl sie das gerne würden. Das sei jede vierte Frau. Und jedes Jahr würden 80 Millionen Frauen ungewollt schwanger. Aber auch in Europa gibt es klaren Handlungsb­edarf. Laut dem Verhütungs­atlas des Europäisch­en Parlaments sind 43 Prozent aller Schwangers­chaften in der EU nicht geplant. Demzufolge verhüten Frauen in Europa weniger als jene in Nord- und Lateinamer­ika. Und: Frauen mit geringem Einkommen sind fünfmal häufiger in der Situation einer ungeplante­n Schwangers­chaft als wohlhabend­e.

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