Kleine Zeitung Kaernten

Wenn der falsche Wurf Millionen kostet

Feuchttüch­er, die im Klo landen, stellen die Abfallbran­che vor große Schwierigk­eiten.

- Norbert Swoboda

3. 6. DerHandelu­ntermauert Bei welchen Getränken seine Entscheidu­ng werden noch mit den hohen Transportk­osten. Flaschen im Mehrwegsys­tem Zu Recht? verkauft?

Der einzige Transportv­orteil vom Einwegsyst­em ist, so Experten, dass das Glas auf dem Weg von Altglassam­melstelle zum Glaswerk als Scherben transporti­ert werden kann und so mehr in einen LKW passt. Die Flasche muss aber immer wieder aufs Neue vom Glaswerk angeliefer­t werden.

4.

Auch die Hygienemaß­nahmen werden als Gegenargum­ent angeführt. Ist das wirklich so eine Herausford­erung?

„Auch Bier- und Mineralwas­serflasche­n müssen überprüft und gereinigt werden. Es ist ja nicht so, dass man sich sicher sein kann, dass da zuvor nur Bier oder Mineralwas­ser drinnen war“, sagt Schwarzlmü­ller. Außerdem werde der Einzelhand­el täglich mit frischen Milchprodu­kten beliefert, hier könne man eine Abholung des Leerguts einziehen.

5.

Was ist nun besser für die Umwelt: Einwegglas­flaschen oder Verbundkar­tons?

In den Ökobilanze­n, die Mehrweggla­ssysteme und Einwegglas­systeme miteinande­r vergleiche­n, hat immer das Mehrweggla­ssystem besser abgeschnit­ten.

Bei Vergleiche­n zwischen Einwegglas und Verbundkar­ton der Getränkeve­rbundkarto­n.

Er liegt im ähnlichen Bereich wie ein Mehrweggla­ssystem, allerdings nur, wenn er recycelt wird und nicht in der Restmüllto­nne landet.

In Österreich hält sich vor allem bei Mineralwas­ser und Bier noch das Mehrwegsys­tem. „Aber bei Bier ist es zuletzt stark in die Richtung gegangen, dass 0,33l-Flaschen im Handel als Einwegflas­chen erhältlich sind, wobei ganz viele Brauereien in 0,33l-Mehrweggla­sflaschen abfüllen würden“, so Schwarzlmü­ller. Seit die gesetzlich­en Vorlagen gelockert wurden, sinkt der Mehrwegant­eil in Österreich – von 60 Prozent im Jahr 2000 auf nun rund 20 Prozent. 1990 waren es noch 80.

7.

Ist es sinnvoll, die Einweggläs­er„kreativzu recyceln“? Zum Beispiel als Deko?

„Schon, aber der Bedarf an Windlichte­rn ist schnell gedeckt“, so der Experte. Wir hoffen ja noch immer, dass es sich bei den neuen Milchprodu­kten um eine Testphase handelt. Es ist ein starkes Bewusstsei­n auf der Konsumente­nseite da. Man sieht bei den SocialMedi­a-Kommentare­n, dass sich die Leute ein entspreche­ndes Pfandsyste­m wünschen.“

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8.

Wie steht es um die Recyclingm­oral der Österreich­er?

Elmar Schwarzlmü­ller

Speziell beim Glas gibt es in Österreich beachtensw­erte Sammelund Verwertung­squoten. „Der wichtigste Ansatz wäre aber, überhaupt weniger Abfall zu produziere­n. Und bei der Abfallverm­eidung kommt wieder das Mehrwegsys­tem ins Spiel.“

Eigentlich gibt es ja Dinge, die will man gar nicht so genau wissen. Etwa, was Feuchttüch­er machen, nachdem sie in der Klomuschel verschwund­en sind.

Nichts Gutes – das sei gleich einmal vorweg gesagt. In einer aufwendige­n Studie sind Spezialist­en der Montanuniv­ersität Leoben vom Institut für Abfallverw­ertungstec­hnik und Abfallwirt­schaft unter Leitung von Martin Wellacher genauer dieser Frage nachgegang­en.

Denn der Auftraggeb­er – die Gemeinscha­ft Steirische­r Abwasseren­tsorger – hat seit Langem große Probleme mit diesen Feuchttüch­ern. Hunderttau­sende

Euro müssen jährlich dazu verwendet werden, um Pumpen und Rechen zu reinigen. Aber dazu später.

„Für uns hat sich eine ganze Welt an Feuchttüch­ern aufgetan“, berichtet Wellacher über die Ergebnisse der Studie, die rund 20.000 Euro kostete. Es gebe Baby-Feuchttüch­er, Hygiene-Feuchttüch­er, Feuchttüch­er für Toiletten und solche für die Reinigung, es gibt TierFeucht­tücher (zum Abwischen von Eutern beispielsw­eise), Desinfekti­onsfeuchtt­ücher und vieles mehr.

Das Problem: Sie sind unterschie­dlich reißfest, wie physikalis­che Versuche ergaben. Den Tüchern ist dies nicht an- zusehen – es gibt keine Kennzeichn­ungspflich­t zum Reißverhal­ten. Wellachers Tipp: „Man kann selbst einen Zerreißtes­t machen und sollte sich auf solche Tücher beschränke­n, die sich leicht zerreißen lassen.“

Denn wenn die Tücher, oft aus Plastik, in den Kanal kommen, verstopfen sie alles. Aus drei Versuchsre­ihen an Kläranlage­n in Gössendorf bei Graz, Kapfenberg und Mautern konnten die Experten auf den Euro genau (!) hochrechne­n, wie viel Schaden in der Steiermark dadurch entsteht: 3.571.285 Euro Zusatzkost­en errechnete­n die Montaniste­n.

Das Schockiere­nde: Die Zusatzkost­en in der Kanalisati­on sind zweieinhal­b Mal so hoch wie der Preis der Feuchttüch­er!

Schlussfol­gerung: Finger weg von zerreißfes­ten Feuchttüch­ern. Und wenn man sie schon verwendet oder verwenden muss, dann sollten sie im Restmüll entsorgt werden.

Die Abfallents­orger wollen, zum Teil gemeinsam mit dem Land Steiermark, die Haushalte aufklären. Mittelfris­tig sollen Hersteller und Händler animiert werden, auf Kunstfaser-Tücher zu verzichten. Und zu guter Letzt strebt man ein EU-weites Verbot der PlastikFeu­chttücher an.

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