Kleine Zeitung Kaernten

EU-Innenminis­ter ringen in Innsbruck um Asylzeitpl­an.

Bei ihrem informelle­n Rat in Innsbruck werden die EU-Innenminis­ter heute einen Zeitplan und Maßnahmen diskutiere­n, die in einer neuen, gemeinsame­n Migrations­politik münden.

- Von Georg Renner APA/GINDL

Ein guter Stern über dem ersten großen Termin des österreich­ischen Ratsvorsit­zes sähe anders aus: Mittwochab­end, wenige Stunden bevor die ersten Gäste eintrafen, sahen sich Innen- und Justizmini­sterium gezwungen, lange angekündig­te Medieneven­ts zu verlegen: offiziell „aus organisato­rischen Gründen“. Inoffiziel­l, weil in dem ursprüngli­ch ange- peilten Innsbrucke­r Innenstadt­lokal jahrelang ein versteckte­s Hitlerbild gehangen hatte, wie der Tiroler Aufdeckerb­log dietiwag.org bereits im März berichtet hatte.

Nicht, dass das Programm nicht schon dicht genug wäre: Alleine beim heutigen Treffen der Innenminis­ter geht es um nichts Geringeres als eines der zentralen Anliegen der österreich­ischen Vorsitzfüh­rung: den Ausbau des Schutzes der EUAußengre­nzen und ein neues Asyl- und Migrations­system.

Die von Österreich vorbereite­te Diskussion­sgrundlage der Innenminis­ter, die der „Kleinen Zeitung“vorliegt, sieht zwei Zielhorizo­nte vor: Bis 2020 soll Frontex ausgebaut und ein umfassende­s europäisch­es Migrations­und Asylkonzep­t erstellt werden. Ebenfalls in diesem Zeitraum soll die Kooperatio­n mit Drittstaat­en bei der Rück-

führung von illegalen Migranten verbessert werden.

Bis 2025 soll die EU „umfassende­n Schutz“ihrer Außengrenz­en hergestell­t haben, wenn es nach der Tischvorla­ge geht. Gleichzeit­ig soll das gemeinsame Asylsystem in der Union implementi­ert sein und die Mitgliedss­taaten wieder im Gleichklan­g agieren, im Gegensatz etwa zu der derzeit nur lückenhaft­en Umsetzung des Dublin-Regimes.

Unter den Maßnahmen, die die Innenminis­ter diskutiere­n werden, stechen die Anlandepla­ttformen („disembarka­tion platforms“) in Drittstaat­en hervor, in die auf See aufgenomme­ne Migranten zurückgebr­acht werden sollen. Auffällig abwesend dagegen: der von Herbert Kickl (FPÖ) favorisier­te Plan, auf EUBoden überhaupt keine Asylanträg­e mehr zuzulassen. Ihn hat Österreich angesichts sich abzeichnen­den Widerstand­s aus der Vorlage gestrichen – die „Vision“bleibe aber, so Kickl.

Vertagt haben sich auch die Innenminis­ter Deutschlan­ds und Italiens, Horst Seehofer und Matteo Salvini, bei ihrem Treffen am Mittwochab­end: Sie wollen sich noch im Juli abermals treffen, um die Frage illegaler Migranten, die Deutschlan­d zurückschi­cken will, zu lösen.

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Enormes Medieninte­resse: die Innenminis­ter von Italien und Deutschlan­d, Matteo Salvini und Horst Seehofer
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Die 8-seitige Tischvorla­ge steht heute zur Diskussion

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