Kleine Zeitung Kaernten

Turbulente Vorstellun­g des Brexit-Weißbuchs

Sitzung musste unterbroch­en werden. Minister Blümel will Papier „genau prüfen“.

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Gerade eben noch von Donald Trump wegen der weichen Linie gegängelt (siehe links) und vor einem weiteren Treffen mit dem US-Präsidente­n eilte Theresa May aus Brüssel nach London zurück, um im Unterhaus ihr „BrexitWeiß­buch“vorzustell­en. Auch das wurde kein gemütliche­s Teekränzch­en. Die Sitzung musste wegen Zwischenru­fen bei der Rede des neuen Brexit-Ministers Dominic Raab unterbroch­en werden. Die Abgeordnet­en ärgerten sich, dass sie das Werk nicht vorher zu Gesicht bekommen hatten. Verfechter eines harten Kurses werfen May vor, einen echten Bruch mit der EU zu scheuen.

Im Zentrum von Mays Vorschlag steht eine „Freihandel­szone“mit der EU für den freien Austausch von Gütern. Dafür strebt sie ein „gemeinsame­s Regelbuch“mit der EU an. In anderen Bereichen will May die Bindungen kappen: Den Binnenmark­t und die Zollunion will Großbritan­nien verlassen. Der freie Personenve­rkehr für EU-Bürger soll beendet werden. Im Dienstleis­tungsberei­ch und in der Finanzindu­strie will man eigenen Regeln folgen. Der Rechtsprec­hung des Europäisch­en Gerichtsho­fs will May nicht mehr folgen.

Dass sich die EU auf ein derartiges Brexit-Szenario einlässt, ist unwahrsche­inlich. Ein „Rosinenpic­ken“, bei dem einige Grundfreih­eiten respektier­t und andere zurückgewi­esen werden, will Brüssel erklärterm­aßen verhindern.

Mays Vorschlag zielt offenbar auch darauf ab, feste Grenzkontr­ollen zwischen dem britischen Nordirland und dem EU-Mitglied Irland zu verhindern. Die erste Reaktion der irischen Regierung fiel positiv aus. Außenminis­ter Simon Coveney sagte, die neue britische Position sei ein Fortschrit­t.

EU-Chefunterh­ändler Michel Barnier twitterte am Donnerstag, man werde das Weißbuch nun genau analysiere­n. Das will auch Europamini­ster Gernot Blümel (ÖVP) tun: „Wir werden das Papier genau prüfen.“Er will die Brexit-Verhandlun­gen unter österreich­ischer Ratspräsid­entschaft noch vor Jahresende abschließe­n. Theresa May: Vorschläge werden geprüft

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