TV-Star alszweiter Bildungsweg
Karrieren mit vielen Umwegen: Zahlreiche berühmte deutsche Moderatoren haben einiges erlebt, bevor sie im Fernsehen landeten. Was es braucht: Talent, Glück und Ausdauer.
Ina Müller verkaufte in der Apotheke Heftpflaster und Hustensaft, Horst Lichter schuftete in einer Brikettfabrik, und der freche Klaas HeuferUmlauf wusch als Friseur seinen Kunden den Kopf: Viele prominente Moderatoren, die heute als Fernsehstars im Licht der Öffentlichkeit stehen, haben ihre Brötchen früher in ganz normalen Jobs verdient. Der Weg zum umjubelten Showmaster, der mit lockeren Gags und sonnigem Lächeln ein Millionenpublikum bei Laune hält, ist manches Mal gewunden.
Ina Müller bereut ihr gutbürgerliches Vorleben als pharmazeutisch-technische Assistentin nicht: „Es war nützlich, den Umgang mit Menschen zu lernen. Ich habe diesen Beruf geliebt. Es war auch nützlich, eine gewisse Disziplin zu entwickeln“, sagt die norddeutsche Quasselstrippe. Ein Quereinsteiger wie sie war auch Stefan Raab. Der Kölner machte zunächst eine Metzgerlehre und
begann ein Jurastudium, gründete dann eine Musikproduktionsfirma und wollte 1993 dem Musiksender Viva ein paar Eigenkreationen verkaufen – dabei geriet er in ein Casting und wurde als Moderator angeheuert: Der Rest seiner kuriosen Karriere ist Geschichte. Kai Pflaume arbeitete nach seiner Flucht aus der DDR 1989 als Aktienhändler, ehe er als Kandidat in der Flirtshow „Herzblatt“auftrat. Dort fand Pflaume so viel Gefallen daran, dass er sich bei TV-Sendern vorstellte. Heute gehört er so fest zum ARD-Programm wie „Tatort“und „Tagesschau“.
Wenig glamourös waren auch die ersten beruflichen Stationen anderer Stars. Birgit Schrowange („Extra“) war erst Anwaltsgehilfin, ging dann als Sekretärin zum Westdeutschen Rundfunk und arbeitete sich zielstrebig zur Moderatorin hoch. Carmen Nebel, deren TVKarriere im DDR-Fernsehen begann, arbeitete bis 1984 als Deutschlehrerin – heute begeistern ihre Musikshows im ZDF Millionen.
Auch andere landeten nicht gleich nach der Schule beim Showbusiness: Die Dschungelshow-Lady Sonja Zietlow war früher Flugzeugpilotin, ARDMann Reinhold Beckmann hat eine Lehre als Fernsehtechniker absolviert, und Eckart von Hirschhausen („Frag doch mal die Maus“) arbeitete als Arzt in der Kinderneurologie einer Berliner Klinik. Seinen Wechsel ins Unterhaltungsfach hat er nie bereut: „Bei allem wissenschaftlichen Fortschritt sind die Arbeitsbedingungen in vielen Kliniken für die Mitarbeiter schlechter geworden“, erklärt der TV-Mediziner.
Kaum jemals geht ein Star ohne Not und aus freien Stücken den umgekehrten Weg und verzichtet aufs Rampenlicht, um einen ganz normalen Job auszuüben. Eine der bekanntesten Ausnahmen ist Tobias Schlegl. Der Kulturmoderator („aspekte“) schmiss 2016 seine Fernsehkarriere hin, um eine Ausbildung zum Rettungssanitäter zu beginnen. Er habe das Bedürfnis, etwas gesellschaftlich Relevantes zu tun, sagte er – beim Fernsehen fühlte er sich da an der falschen Adresse.