Erschreckende Einblicke in die Drogenszene
Nigerianer hatte auf offener Straße mitten in Klagenfurt Kokain an Einheimische verkauft. Gestern wurde er am Landesgericht zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt.
Ein angeklagter Dealer aus Nigeria und einige seiner Stammkunden lieferten gestern am Landesgericht erschreckende Einblicke in die Klagenfurter Drogenszene. Eine kriminelle Organisation aus Nigerianern versorgt offenbar immer mehr Einheimische vor allem mit Kokain. Für Konsumenten aus allen Schichten der Gesellschaft ist es mittlerweile spielend leicht, mit den sogenannten Straßenläufern auf offener Straße und auf Parkplätzen in Kontakt zu treten. Straßenläufer sind Dealer, die aus taktischen Gründen nur eine geringe Suchtgiftmenge bei sich haben.
Auch der angeklagte Nigerianer war in der Landeshauptstadt immer wieder als Straßenläufer unterwegs. Seine bevorzugten Plätze waren die Herrengasse, das Messegelände, der Stadtteil St. Ruprecht und der Bereich rund um das Hallenbad. Dort konnten ihn potenzielle Kunden einfach ansprechen. Anderen übergab er meist auf offener Straße ihre telefonisch aufgegebene Bestellung.
Für einen Kokain-Ball kassierte der Vater eines zweijährigen Kindes 40 Euro. Einen Teil des Geldes musste er einem Freund abliefern, sagte der Angeklagte vor Gericht. Die Namen seiner Freunde weiß er, selbst nach hartnäckigem Nachfragen von Richter Manfred Herrnhofer, nicht. Überhaupt hat der Angeklagte merkwürdige Gedächtnislücken. Als der Richter ihn mittels einer Dolmetscherin nach seinem Geburtsdatum fragt, kann dieser keine klare Antwort geben: „Ich weiß es nicht genau.“Je länger der Richter die Personalia überprüft, desto kurioser wird es. „Wie heißt ihre Frau?“, fragt der Richter. Der Angeklagte greift sich auf den Kopf: „Ich weiß den Nachnamen nicht.“Richter: „Sind sie überhaupt verheiratet?“„Ja, schon“, sagt der Mann.
wird lauter: „Erzählen Sie uns nicht dauern irgendwelche Geschichten. Sie sind laut einer spanischen Anwältin
geschieden.“Der Angeklagte stammelt. „Kann sein, ich weiß es nicht.“Zumindest eines ist gesichert: Der Mann hat im Asylverfahren einen falschen Namen, ein falsches Geburtsdatum und eine falsche Staatsbürgerschaft angegeben. Durch diese Masche war es ihm möglich, sogar in die Grundversorgung des Landes aufgenommen zu werden.
Nach der Einvernahme von sechs Zeugen, die übereinstimmend aussagten, vom Angeklagten mehrfach Kokain-Bälle gekauft zu haben, verzichtet der Richter auf die Einvernahme weiterer Stammkunden. Die Kunden gehören fast alle dem Mittelstand an und gehen einergeregelten Arbeit nach. Eine junge Kundin gibt an, Kokain aus Lust und Laune zu nehmen, ein Angestellter spricht von „Stress bei der Arbeit“.
Der vorbestrafte Nigerianer legt letztlich ein umfassendes Geständnis ab. Er wird wegen Drogenhandel, unerlaubten Umgang mit Suchtmitteln, Hehlerei und Erschleichung von Sozialleistungen zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Das Urteil ist bereits rechtskräftig.
Ich weiß nicht mehr genau, wann ich geboren bin. Ich denke im Jahr 1986. Oder 1982? Ja, im Februar. Das könnte sein. Aber genau kann ich das nicht sagen. Der Angeklagte
Der Angeklagte ist natürlich nur ein kleiner Fisch, ein sogenannter Straßenläufer.Aber wie jeder kleine Fisch erhält er das System am Leben. Staatsanwältin Sandra
Agnoli
Ich habe ihn in der Herrengasse einfach angesprochen und ihn gefragt, ob er Kokain verkauft. Ich habe dann gleich etwas gekriegt. Ein Zeuge, der Stammkunde war