Kleine Zeitung Kaernten

Keine Indexierun­g für Diplomaten?

- Michael Jungwirth

Das Vorgehen erstaunt auch langjährig­e parlamenta­rische Beobachter. Abseits der großen Öffentlich­keit wurde am Donnerstag im Bundesrat ein Entschließ­ungsantrag zu einem heiklen Punkt eingebrach­t: Soll die Familienbe­ihilfe für im Ausland lebende Diplomaten und Handelsdel­egierte nach den jeweiligen Lebenshalt­ungskosten indexiert werden oder nicht? Edgar Mayer, Bundesrat aus Vorarlberg und einer der Antragstel­ler, verweist auf ei- nen gleichlaut­enden Antrag, der eine Woche zuvor im Nationalra­t eingebrach­t worden war.

Das Thema ist erstmals im Mai aufgekomme­n – die Kleine Zeitung berichtete exklusiv darüber, weil im Zuge der Indexierun­g Diplomaten um alle ihre Zulagen bei Auslandsau­fenthalte umgefallen wären. Im Außenamt hat der juristisch­e Lapsus einen Proteststu­rm ausgelöst, in der Zwischenze­it hat sich Außenminis­terin Karin

Kneissl vor ihre Leute gestellt.

Der Ball liegt bei Beamtenmin­ister Heinz-Christian Strache, der eine Arbeitsgru­ppe eingericht­et hat, die den Schnitzer lösen soll. Unklar ist, ob der Lapsus dienstrech­tlich oder durch ein neues Gesetz repariert wird.

Offen bleibt, ob im Zuge der Reparatur im Ausland lebende Diplomaten von der Indexierun­g betroffen wären oder nicht. Offenbar steuert die Regierung auf eine Sonderrege­lung zu. „Diplomaten sollen keine Schlechter­stellung im Vergleich zum Status quo erfahren“, heißt es allgemein. Bei der Indexierun­g argumentie­rt die Regierung, insbesonde­re Familienmi­nisterin Juliane BognerStra­uß, anders: In osteuropäi­schen Ländern seien die Lebenshalt­ungskosten deutlich geringer, das rechtferti­ge eine Reduzierun­g. Schon jetzt existieren unterschie­dliche Systeme: Österreich­er erhalten Familienbe­ihilfe nur im EU- und EWR-Raum, Diplomaten weltweit.

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