Die Zeitung liest den Leser nicht
ANALYSE. Das digitale Ausspähen der Nutzer empfiehlt ein „Vorwärts in die Vergangenheit“– von Twitter zu Gutenberg und der demokratischen Qualität von Papier.
Es ist mehr als ein Pfeifen im Blätterwald, was Viktor Martinowitsch unter dem Titel „Freiheit ist Papier“für „Die Zeit“geschrieben hat. Der weißrussische Schriftsteller behauptet: „Wer von Gleichheit, Protestkultur und mutigen Äußerungen träumt, muss sich vom digitalen Zeitalter verabschieden.“Sein Appell für ein Aufleben von Briefen, Flugblättern und Printmedien basiert auf dem Ausspionieren des Nutzers durch jegliche Online-Anwendung. Der zentrale Satz lautet: „Wenn du deine Zeitung auf Papier liest, liest sie zumindest nicht gleichzeitig dich.“
Journalisten spinnen diesen Faden dankbar weiter: „So aufersteht das totgesagte Papier als Hüterin des Geheimen“, schreibt Beat Metzler im Zürcher „Tages-Anzeiger“. Der Unschuldsverlust des globalen Netzes führt zur Suche nach Fluchtrouten aus der totalen digitalen Überwachung. Doch die Forderung nach einem radikalen Weg zurück bedarf erst eines Leidensdrucks, wie ihn Martinowitsch erlebt hat. Der Roman „Paranoia“wurde in seiner Heimat verboten. Das selbstverständliche freie Wort gewinnt enorm an Wert, wo es nicht mehr existiert.
Unterdessen bleiben die weiteren Vorteile von Papierzeitungen gegenüber digitalen Angeboten unterbelichtet. Der Hirnforscher Hans-Georg Häusel beschreibt den Unterschied grundlegend mit dem Wechsel vom Goal- in den Flaniermodus. Wer zum Smartphone greift, will möglichst schnell ins Ziel. Der Griff zum Blatt entspannt für eine andere Aufnahme von Inhalten. Print gewinnt durch seine Kontroll- und Belohnungsfunktion: vertiefende Information und Lifestyle.
Um von der Twitter-Revolution zum Gutenberg-Protest zurückzukehren, wie Martinowitsch es postuliert, sind die Freiheiten der westlichen Gesellschaften noch nicht offensichtlich genug gefährdet. Die Bequemlichkeit der digitalen Anwendung überstrahlt das Gefahrenbewusstsein für die persönliche Preisgabe. Doch genau dieser Vorrang des Komforts könnte Papiermedien dauerhaft eine viel stärkere Position bewahren, als es die kleine Nische von Vinylplatten für den Musikkonsum ist. Denn die digitale Unendlichkeit kostet zu viel Zeit. Design, Überblick, Wertung und Textlängen erreichen online kaum die Leserfreundlichkeit vergleichbarer Printprodukte.
„Freiheit ist Papier“, diese beeindruckend argumentierte Prognose eines „Vorwärts in die Vergangenheit“hat hingegen kein Wort zu viel. Viktor Martinowitsch bleibt lediglich in einem zentralen Punkt inkonsequent: Sein Text erschien auf „Zeit Online“.
ten sich Hunderte Fans im Trachteng’wand auf der St. Oswalder Wiese, um ihre Lieblinge wie die Edlseer, die Amigos, Melissa Naschenweng, Claudia Jung, „Nocki“Gottfried Würcher und viele mehr zu treffen. Denn dort waren sie zum Angreifen nahe, mit großer Bereitschaft, Autogramme zu schreiben und für Selfies zu posieren.
Fans, die sich früh nach St. Oswald aufgemacht hatten, war das Glück gewogen. Andreas Gabalier, diesmal im schwarzen Outfit, stand groß auf dem Präsentierteller. Flankiert von zwei Security-Wächtern, die ihm harsch den Weg durch die vorwiegend weibliche Menge bahnten, machte er gute Figur für die zahlreichen Fotografen. Fast von Platzangst befallen, bat er seine Fans flehentlich: „Mädels,
die Wiese ist so groß, lasst mir ein bisschen Luft.“
Langfristige Verträge für die Sommermusi in St. Oswald gibt es keine mehr. „Das wird von Jahr zu Jahr entschieden“, meint Florian Illich von der ORFRedaktionsleitung. Doch ein Marktanteil von 27 Prozent und rund 700.000 Zuseher bei der Live-Übetragung sind Grund genug, die beliebte Sendung auch im nächsten Jahr auszustrahlen. „Der Termin steht noch nicht fest. Wir werden sehen, wie die Vorverlegung angenommen wurde“, ist ORFLandesdirektorin Karin Bernhard von einer Neuauflage überzeugt. „Wir werden bei der Silber-Musi in zwei Jahren jedenfalls dabei sein“, freut sich die Sendeverantwortliche des MDR, Ines Keilholz, schon jetzt.
Einen Gewinner gibt es bereits: den Tourismus von Bad Kleinkirchheim. Sehr zur Freude der Hoteliers wird die Vorsaison in den Nockbergen mit flotter Volksmusik befeuert. Während Ende Juli die Betten ohnehin bereits mit Sommerfrischlern belegt sind, füllt die „Musi“und die vorausgehende Musi-Wanderwoche das Vorsaisonloch in den Nockbergen auf.