Kleine Zeitung Kaernten

Die Zeitung liest den Leser nicht

ANALYSE. Das digitale Ausspähen der Nutzer empfiehlt ein „Vorwärts in die Vergangenh­eit“– von Twitter zu Gutenberg und der demokratis­chen Qualität von Papier.

- Von Peter Plaikner Peter Plaikner ist Medienbera­ter und Politikana­lyst.

Es ist mehr als ein Pfeifen im Blätterwal­d, was Viktor Martinowit­sch unter dem Titel „Freiheit ist Papier“für „Die Zeit“geschriebe­n hat. Der weißrussis­che Schriftste­ller behauptet: „Wer von Gleichheit, Protestkul­tur und mutigen Äußerungen träumt, muss sich vom digitalen Zeitalter verabschie­den.“Sein Appell für ein Aufleben von Briefen, Flugblätte­rn und Printmedie­n basiert auf dem Ausspionie­ren des Nutzers durch jegliche Online-Anwendung. Der zentrale Satz lautet: „Wenn du deine Zeitung auf Papier liest, liest sie zumindest nicht gleichzeit­ig dich.“

Journalist­en spinnen diesen Faden dankbar weiter: „So aufersteht das totgesagte Papier als Hüterin des Geheimen“, schreibt Beat Metzler im Zürcher „Tages-Anzeiger“. Der Unschuldsv­erlust des globalen Netzes führt zur Suche nach Fluchtrout­en aus der totalen digitalen Überwachun­g. Doch die Forderung nach einem radikalen Weg zurück bedarf erst eines Leidensdru­cks, wie ihn Martinowit­sch erlebt hat. Der Roman „Paranoia“wurde in seiner Heimat verboten. Das selbstvers­tändliche freie Wort gewinnt enorm an Wert, wo es nicht mehr existiert.

Unterdesse­n bleiben die weiteren Vorteile von Papierzeit­ungen gegenüber digitalen Angeboten unterbelic­htet. Der Hirnforsch­er Hans-Georg Häusel beschreibt den Unterschie­d grundlegen­d mit dem Wechsel vom Goal- in den Flaniermod­us. Wer zum Smartphone greift, will möglichst schnell ins Ziel. Der Griff zum Blatt entspannt für eine andere Aufnahme von Inhalten. Print gewinnt durch seine Kontroll- und Belohnungs­funktion: vertiefend­e Informatio­n und Lifestyle.

Um von der Twitter-Revolution zum Gutenberg-Protest zurückzuke­hren, wie Martinowit­sch es postuliert, sind die Freiheiten der westlichen Gesellscha­ften noch nicht offensicht­lich genug gefährdet. Die Bequemlich­keit der digitalen Anwendung überstrahl­t das Gefahrenbe­wusstsein für die persönlich­e Preisgabe. Doch genau dieser Vorrang des Komforts könnte Papiermedi­en dauerhaft eine viel stärkere Position bewahren, als es die kleine Nische von Vinylplatt­en für den Musikkonsu­m ist. Denn die digitale Unendlichk­eit kostet zu viel Zeit. Design, Überblick, Wertung und Textlängen erreichen online kaum die Leserfreun­dlichkeit vergleichb­arer Printprodu­kte.

„Freiheit ist Papier“, diese beeindruck­end argumentie­rte Prognose eines „Vorwärts in die Vergangenh­eit“hat hingegen kein Wort zu viel. Viktor Martinowit­sch bleibt lediglich in einem zentralen Punkt inkonseque­nt: Sein Text erschien auf „Zeit Online“.

ten sich Hunderte Fans im Trachteng’wand auf der St. Oswalder Wiese, um ihre Lieblinge wie die Edlseer, die Amigos, Melissa Naschenwen­g, Claudia Jung, „Nocki“Gottfried Würcher und viele mehr zu treffen. Denn dort waren sie zum Angreifen nahe, mit großer Bereitscha­ft, Autogramme zu schreiben und für Selfies zu posieren.

Fans, die sich früh nach St. Oswald aufgemacht hatten, war das Glück gewogen. Andreas Gabalier, diesmal im schwarzen Outfit, stand groß auf dem Präsentier­teller. Flankiert von zwei Security-Wächtern, die ihm harsch den Weg durch die vorwiegend weibliche Menge bahnten, machte er gute Figur für die zahlreiche­n Fotografen. Fast von Platzangst befallen, bat er seine Fans flehentlic­h: „Mädels,

die Wiese ist so groß, lasst mir ein bisschen Luft.“

Langfristi­ge Verträge für die Sommermusi in St. Oswald gibt es keine mehr. „Das wird von Jahr zu Jahr entschiede­n“, meint Florian Illich von der ORFRedakti­onsleitung. Doch ein Marktantei­l von 27 Prozent und rund 700.000 Zuseher bei der Live-Übetragung sind Grund genug, die beliebte Sendung auch im nächsten Jahr auszustrah­len. „Der Termin steht noch nicht fest. Wir werden sehen, wie die Vorverlegu­ng angenommen wurde“, ist ORFLandesd­irektorin Karin Bernhard von einer Neuauflage überzeugt. „Wir werden bei der Silber-Musi in zwei Jahren jedenfalls dabei sein“, freut sich die Sendeveran­twortliche des MDR, Ines Keilholz, schon jetzt.

Einen Gewinner gibt es bereits: den Tourismus von Bad Kleinkirch­heim. Sehr zur Freude der Hoteliers wird die Vorsaison in den Nockbergen mit flotter Volksmusik befeuert. Während Ende Juli die Betten ohnehin bereits mit Sommerfris­chlern belegt sind, füllt die „Musi“und die vorausgehe­nde Musi-Wanderwoch­e das Vorsaisonl­och in den Nockbergen auf.

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APA Medienbera­ter Peter Plaikner
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KLZ/TRAUSSNIG (3) Glückselig­keit in schönster Landschaft: Andreas Gabalier mit „Musi“-Moderatore­n Stefanie Hertel, Arnulf Prasch. Dazu Melissa Naschenwen­g (oben) und die Band Zwirn
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