Wenn nicht nur ein „ä“den Unterschied macht
Die Wege von Wolfgang Brandstetter und Helmut Brandstätter kreuzten sich bereits vor 40 Jahren. Beide ähnlich familiär und politisch sozialisiert, arbeiteten einst an der Spitze der Hochschülerschaft zusammen. Nun kreuzten der Verfassungsrichter und Justizminister der vergangenen Regierung sowie der „Kurier“Chefredakteur für ein Gespräch über ihr Land und dessen Menschen erneut die Wege. In „Brandstätter versus Brandstetter“(Kremayr & Scheriau, 236 Seiten, 22 Euro) diskutieren die beiden trotz Freundschaft und ähnlicher politischer Heimat sehr leidenschaftlich über Politik und Gesellschaft. Vielleicht unterscheidet die beiden deshalb mehr als nur ein kleines „ä“im Namen, weil sie jeweils auch die andere Seite des öffentlichen Geschäfts kennenlernen konnten und – nachdem sie die Rollen getauscht hatten – im jeweiligen Feindesland (mit dementsprechend unterschiedlicher Perspektive) Karriere gemacht haben. Die spannendsten Abschnitte des Buches sind jene, in denen die beiden Juristen über das Justizsystem und die ethische Verantwortung von Anwälten und Richtern sowie über Korruption in der Politik reden. Die beiden Weggefährten wollen dieses Buch aber auch als Anstoß für eine Bildungsoffensive sehen und diskutieren auch deshalb leidenschaftlich über ihre eigene Zeit als Studenten.