Kleine Zeitung Kaernten

EU kämpft mit Schutzzöll­en gegen die Stahlschwe­mme

Kampf gegen Billig-Stahlschwe­mme: Als Reaktion auf US-Strafzölle treten heute EU-Schutzzöll­e auf ausländisc­he Stahlprodu­kte in Kraft. Die Zollspiral­e dreht sich damit weiter. Ein Überblick.

- Manfred Neuper

25

Prozent betragen diese neuen Schutzzöll­e, die ab heute auf ausländisc­he Stahlimpor­te, die wegen der US-Zölle zusätzlich in die EU kommen, vorläufig in Kraft treten. An der Verzollung der traditione­llen Importmeng­en (Durchschni­ttsmenge der letzten drei Jahre) ändert sich demnach nichts.

23

von 28 Produktkat­egorien sind von diesen Zöllen betroffen.

200

Tage können diese EUSchutzzö­lle – sie sind eine sogenannte „vorläufige Maßnahme“– maximal in Kraft bleiben.

320.000

Jobs zählt die europäisch­e Stahlindus­trie insgesamt.

40

Millionen Tonnen Stahl hat die EU im Vorjahr insgesamt importiert – das war ein neuer Rekordwert. Da viele andere wichtige und große Produktion­sländer ebenfalls von den US-Zöllen betroffen sind, werden intensiv alternativ­e Absatzmärk­te ins Visier genommen, darunter die EU. Laut Experten wird befürchtet, dass die Stahlund Aluminiumi­mporte in die EU infolge der US-Zölle zumindest um ein Drittel steigen könnten. Mit den Schutzzöll­en will die EU das nun eindämmen. Es geht also um die indirekten Folgen der US-Strafzölle auf die europäisch­e Stahlindus­trie und ihre Arbeitsplä­tze.

8

Prozent betrug der Anstieg der EU-Stahlimpor­te allein in den ersten vier Monaten dieses Jahres, schon die ersten Ankündigun­gen von Strafzölle­n durch US-Präsident Donald Trump haben also zu einer Umlenkung der Handelsstr­öme, also zu „Umwegimpor­ten“geführt. Roman Stiftner, Geschäftsf­ührer des Branchen-Fachverban­ds in Österreich, sieht in den Maßnahmen daher einen „notwendige­n Schritt“. Die „nicht WTO-konformen Strafzölle der USA müssen sowohl politisch als auch diplomatis­ch beantworte­t werden“, so Stiftner.

1,63

Milliarden Tonnen Stahl wurden zuletzt in einem Jahr weltweit abgesetzt, davon kam allein fast die Hälfte aus China, zehn Prozent aus der EU. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 lag die globale Produktion­smenge noch bei 849 Millionen Tonnen.

2,43 Milliarden Tonnen betragen laut OECD-Daten indes die weltweiten Stahl-Produktion­skapazität­en mittlerwei­le, die Überkapazi­täten sind also enorm. Die Sorge, die daher auch in der österreich­ischen Stahlindus­trie vorherrsch­t, ist es nun, „dass Europa mit Dumpingsta­hl, vor allem aus Asien, hier besonders China, überflutet wird“, betont Stiftner. Verschärfe­nd komme hinzu, dass es hier „um subvention­ierte Preise geht“. Es werde also Stahl im Ausland günstiger angeboten als am Heimmarkt. Es sei daher ein „Gebot der Stunde“, dass die EU mit Maßnahmen dagegen vorgehe und die aktuell sehr langen Verfahrens­dauern abkürzt, „indem schon beim Verdacht von laut WTO-Regeln ebenfalls verbotenen Dumping-Lieferunge­n eingeschri­tten werden kann“.

500

Millionen

Tonnen der weltweit fast 700 Millionen Tonnen an Stahlüberk­apazitäten entfallen auf China.

400

Millionen Euro betrug 2017 der Stahlexpor­twert österreich­ischer Hersteller in die Vereinigte­n Staaten.

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AFP

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