Kleine Zeitung Kaernten

Grasser-Anwälte: Rundumschl­ag gegen Medien

Die Verteidige­r des Ex-Ministers wollten Live-Berichte aus dem Gerichtssa­al verbieten und erstattete­n Anzeige.

- Christina Traar

Auch am 45. Sitzungsta­g des Buwog-Prozesses gegen Ex-Finanzmini­ster Karl-Heinz Grasser und 13 weitere Angeklagte stand nicht Grasser selbst, sondern seine Verteidigu­ng im Mittelpunk­t. Seine Anwälte ließen mit scharfer Kritik an anwesenden Medienvert­retern aufhorchen. Manfred Ainedter und Norbert Wess brachten einen Antrag ein, wonach der Senat Journalist­en, die den Prozess verfolgen, die Live-Berichters­tattung untersagen soll. Diese sei „verzerrend“, „reißerisch“und beeinfluss­e die Schöffen, die über die Schuld ihres Mandanten entscheide­n müssen.

Grund für den Antrag ist ein Interview mit der Ex- GrünenAbge­ordneten und BuwogAufde­ckerin Gabriela Moser. Diese hatte am Mittwoch gegenüber der Austria Presse Agentur erklärt, dass sie – auf Basis der Berichters­tattung – Aussagen der Angeklagte­n für nicht plausibel halte. „Verbotene Einflussna­hme“, polterte Wess und erklärte, dass Grasser Moser und die Journalist­in, die das Interview geführt hatte, angezeigt hat. Richterin Marion Hohenecker erteilte dem Verbotsant­rag jedoch eine Absage: „Diese Hauptverha­ndlung ist öffentlich.“Der APA-Redakteurs­beirat, die Journalist­engewerksc­haft und der Sprecher von SPÖ-Chef Christian Kern bezeichnet­en die Anzeige als Angriff auf die Pressefrei­heit.

Wenig später meldete sich der Anwalt von Grassers Trauzeuge Walter Meischberg­er zu Wort. Dieser beantragte, den anwesenden „Falter“-Chefredakt­eur Florian Klenk „aus dem Saal zu entfernen“, da er von Verteidige­rn als Zeuge nominiert wurde und beeinfluss­t werden könnte. Auch diesem Ansuchen kam Hohenecker nicht nach. Die Begründung: Die Verteidige­r könnten sonst die Berichters­tattung behindern, indem sie anwesende Journalist­en einfach auf die Zeugenlist­e setzen.

Als sich der Staub gelegt hatte, setzte Hohenecker die Befragung von Grasser fort. Dieser betonte, mit der Causa Terminal Tower (hier sollen 200.000 Euro Schmiergel­d geflossen sein) nur am Rande zu tun gehabt zu haben. Immer wieder schien die Richterin Aussagen des Ex-Ministers anzuzweife­ln und brachte ihn zeitweise mit Vorhaltung­en ins Schwitzen. Heute Vormittag wird der Prozess fortgesetz­t.

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