Kleine Zeitung Kaernten

Mischkonsu­m ist oft die Todesfalle für Süchtige

Zehn Drogentote gibt es heuer in Kärnten: Rasante Zunahme seit 2015. Experten plädieren dafür, Sucht als chronische Erkrankung­en zu sehen.

- Von Andreas Kanatschni­g und Marko Petelin

Man muss aufhören, Sucht zu stigmatisi­eren, und muss sie als chronische Erkrankung sehen“, sagt die Leiterin der Drogenambu­lanz Klagenfurt, Claudia Scheiber.

Das bereits zehnte Todesopfer in Kärnten, ein 31-jähriger Gastro-Angestellt­er aus Salzburg, macht betroffen: Seit 2015 steigen in Kärnten die Zahlen. Verzeichne­te man zwischen 2004 und 2014 zwischen vier und sieben Drogentote, waren es 2015 bereits neun, 2016 elf, 2017 12 und heuer sind es Mitte des Jahres bereits zehn.

Todesfälle steigen in Österreich, in Europa und Nordamerik­a“, sagt Scheiber. Grund dafür, so die Allgemeinm­edizinerin und Psychother­apeutin, sei oft ein Mischkonsu­m. Der 31jährige Mann starb am Freitag ebenfalls aufgrund von Mischkonsu­m. Eine einfache Antwort auf den Anstieg der Todesfälle oder die generelle Zunahme von Drogensüch­tigen (5000 in Kärnten) gibt es nicht: „Ein Stück weit ist die Verfügbark­eit im Internet schuld. Es ist sehr leicht, an verschiede­ne Substanzen zu kommen“, sagt Scheiber.

Vonseiten des Landes reagiert man mit einem Suchtgipfe­l auf die aktuellen Ereignisse: Ge- sundheitsr­eferentin Beate Prettner wird am 1. August Experten vonseiten der Ärzteschaf­t, Streetwork, Exekutive und anderen Einrichtun­gen an einen Tisch holen. Für stationäre Therapie von Drogensüch­tigen gibt das Land 1,23 Millionen Euro, für ambulante Therapien 1,6 Millionen Euro aus. Elf Beratungss­tellen für Suchterkra­nkungen gibt es in Kärnten.

„Ich habe auch den Auftrag gegeben, sich die jüngsten Todesopfer genauer anzuschaue­n“, sagt Prettner, die als Ziele des Suchtgipfe­ls das Erkennen von Trends, auf die man sich neu einstellen muss, vorgibt. Angesproch­en auf einen Aus„Die bau der stationäre­n Behandlung, verweist Prettner darauf, dass akute Entzugsthe­rapien im regulären Krankenhau­sbetrieb gemacht werden. „Nach Fertigstel­lung der Psychiatri­e in Villach werden in Klagenfurt ab 2020 aber 15 stationäre Plätze in der Psychiatri­e vorhanden sein“, sagt Prettner.

Herbert Rogl vom Landeskrim­inalamt Kärnten glaubt nicht, dass das Drogenprob­lem in Kärnten größer sei als in anderen Bundesländ­ern. Statistisc­h gesehen, hat sich Kärnten jedoch bei den Todesfälle­n pro 100.000 Einwohnern im vorderen Drittel eingereiht, vor zehn Jahren lag man noch am Schluss. „Die Einstiegsd­roge ist Cannabis. Da gibt es immer noch eine Verharmlos­ung in der Öffentlich­keit“, sagt Rogl und fügt hinzu: „Der THC-Wert ist von drei auf 20 Prozent gestiegen.“

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FOTOLIA Ein Mix aus Drogen führt immer öfter zum Tod von Süchtigen: Auch die Risikobere­itschaft nimmt zu

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