Mischkonsum ist oft die Todesfalle für Süchtige
Zehn Drogentote gibt es heuer in Kärnten: Rasante Zunahme seit 2015. Experten plädieren dafür, Sucht als chronische Erkrankungen zu sehen.
Man muss aufhören, Sucht zu stigmatisieren, und muss sie als chronische Erkrankung sehen“, sagt die Leiterin der Drogenambulanz Klagenfurt, Claudia Scheiber.
Das bereits zehnte Todesopfer in Kärnten, ein 31-jähriger Gastro-Angestellter aus Salzburg, macht betroffen: Seit 2015 steigen in Kärnten die Zahlen. Verzeichnete man zwischen 2004 und 2014 zwischen vier und sieben Drogentote, waren es 2015 bereits neun, 2016 elf, 2017 12 und heuer sind es Mitte des Jahres bereits zehn.
Todesfälle steigen in Österreich, in Europa und Nordamerika“, sagt Scheiber. Grund dafür, so die Allgemeinmedizinerin und Psychotherapeutin, sei oft ein Mischkonsum. Der 31jährige Mann starb am Freitag ebenfalls aufgrund von Mischkonsum. Eine einfache Antwort auf den Anstieg der Todesfälle oder die generelle Zunahme von Drogensüchtigen (5000 in Kärnten) gibt es nicht: „Ein Stück weit ist die Verfügbarkeit im Internet schuld. Es ist sehr leicht, an verschiedene Substanzen zu kommen“, sagt Scheiber.
Vonseiten des Landes reagiert man mit einem Suchtgipfel auf die aktuellen Ereignisse: Ge- sundheitsreferentin Beate Prettner wird am 1. August Experten vonseiten der Ärzteschaft, Streetwork, Exekutive und anderen Einrichtungen an einen Tisch holen. Für stationäre Therapie von Drogensüchtigen gibt das Land 1,23 Millionen Euro, für ambulante Therapien 1,6 Millionen Euro aus. Elf Beratungsstellen für Suchterkrankungen gibt es in Kärnten.
„Ich habe auch den Auftrag gegeben, sich die jüngsten Todesopfer genauer anzuschauen“, sagt Prettner, die als Ziele des Suchtgipfels das Erkennen von Trends, auf die man sich neu einstellen muss, vorgibt. Angesprochen auf einen Aus„Die bau der stationären Behandlung, verweist Prettner darauf, dass akute Entzugstherapien im regulären Krankenhausbetrieb gemacht werden. „Nach Fertigstellung der Psychiatrie in Villach werden in Klagenfurt ab 2020 aber 15 stationäre Plätze in der Psychiatrie vorhanden sein“, sagt Prettner.
Herbert Rogl vom Landeskriminalamt Kärnten glaubt nicht, dass das Drogenproblem in Kärnten größer sei als in anderen Bundesländern. Statistisch gesehen, hat sich Kärnten jedoch bei den Todesfällen pro 100.000 Einwohnern im vorderen Drittel eingereiht, vor zehn Jahren lag man noch am Schluss. „Die Einstiegsdroge ist Cannabis. Da gibt es immer noch eine Verharmlosung in der Öffentlichkeit“, sagt Rogl und fügt hinzu: „Der THC-Wert ist von drei auf 20 Prozent gestiegen.“