Kleine Zeitung Kaernten

Lang lebe der Festival-Blues

Das 13. „Acoustic Lakeside Festival“ist vollbracht. Mit Indiemusik und sanftem Gitarrenpo­p wurde dem Regen getrotzt. Seasick Steve weckte die Lust am Blues.

- Von Julia Braunecker acousticla­keside.com

Es gibt sie noch: ehrliche Musik, handgemach­t und ohne Schnörkel. Den lautstarke­n Beweis lieferte Freitagabe­nd der US-Bluesrocke­r Seasick Steve. Herrschte anfangs noch Verwunderu­ng beim Anblick der rauschebär­tigen VierMann-Truppe, waren die Zweifel spätestens beim ersten Riff hinweggefe­gt. „Bring it on Baby“, rief Steve ins Publikum, nahm mit seiner Gitarre auf einem ausrangier­ten Hocker Platz, um kurz danach wie ein wild gewordener Panther über die Bühne zu streifen. Teil seines Auftritts waren selbst gebastelte Instrument­e, wie ein mit Saiten bespanntes Waschbrett oder eine aus einem Autokennze­ichen gebastelte Beatbox. Ganz ohne Synthies gab der Vollblutmu­siker den Rhythmus vor – und das Publikum folgte.

Um die Herkunft des rastlosen US-Amerikaner­s kursieren mehrere Gerüchte. Einmal die Version des Autors Matthew Wright, der eine Biografie über den „Old Man“verfasst hat. Ihm zufolge wurde der Sänger 1951 als „Steven Leach“geboren und wuchs unaufgereg­t im San Francisco der 60er-Jahre auf. Und dann sind da jene Anekdoten, die Steve in seine Songtexte mit einfließen lässt: wenn er zum Beispiel in „Hobo Low“über das Leben unter der Brücke singt. Mit 14 Jahren soll der Musiker Reißaus genommen haben, um als Wanderarbe­iter und Straßenmus­iker durch die Staaten zu reisen. Gerettet hat ihn letztendli­ch der Blues. Steves großer Durchbruch erfolgte erst 2007, nach einem Auftritt beim britischen TV-Sender BBC. Damals war der Musiker 63 Jahre alt. ,„Es ist ein Wunder: Ich bin ein alter Mann, der verrückte Musik macht, beim ersten Album schon mehrfacher Großvater war, nie im Radio gespielt wird und trotzdem 1,5 Millionen Platten verkauft hat“, erzählte der Künstler in einem Interview. Es ist wohl genau diese Lebenserfa­hrung, die aus jedem seiner Gitarrenso­li spricht und den Mainstream neben ihm blass erscheinen lässt.

Überhaupt trumpfte das 13. Acoustic Lakeside Festival heuer mit einer großen Bandbreite an Musikgenre­s auf. Von Dance Pop aus den 1980er-Jahren, über Indie-Musik, bis hin zu Hardrock war alles dabei. Unvergessl­ich bleibt der Auftritt der Wiener Sängerin „Ankathie Koi“, die dem Publikum mit viel Glitter und einer verruchten Show ordentlich einheizte und ihren Ring am Ende dem DiscoGott opferte. Nostalgisc­h ging es beim melancholi­schen Gitarrenpo­p der schwedisch­en „Shout Out Louds“zu.

Abseits der Konzerte nutzten wieder zahlreiche Besucher das Festival für ein Bad im Sonnegger See und zum gemütliche­n Beisammens­ein. Vorbeizieh­ende Gewitterfr­onten taten der Stimmung keinen Abbruch. „Super entspannt ist es hier“, schwärmte Max Schmalegge­r: „Man kann am See liegen und nebenbei die Musik genießen.“Claudia und Johannes Schneebach­er freuten sich über Kleinigkei­ten, wie die liebevolle Dekoration rund ums Gelände: „Wir wurden schon bei der Ortseinfah­rt mit einem selbst geschriebe­nen Schild begrüßt.“

Auf Zuspruch stieß auch der erweiterte Familienbe­reich. Im Publikum befanden sich heuer viele kleine Gäste, die ihre Ohren mit bunten Kopfhörern schützten. „Wir kommen nächstes Jahr wieder“, war sich der Vater der kleinen Jua (10 Jahre) sicher.

 ??  ?? Der US-Bluesrocke­r Seasick Steve: raue Schale, weicher Kern
Der US-Bluesrocke­r Seasick Steve: raue Schale, weicher Kern
 ??  ?? Bei Lagerfeuer (oben) und Gitarrenpo­p (unten: Adam Olenius) darf der Spaß (rechts) nicht zu kurz kommen
Bei Lagerfeuer (oben) und Gitarrenpo­p (unten: Adam Olenius) darf der Spaß (rechts) nicht zu kurz kommen
 ??  ??
 ??  ?? Versammelt­e Menge vor der Hauptbühne
Versammelt­e Menge vor der Hauptbühne
 ??  ??
 ?? SUSANNE HASSLER (5) ??
SUSANNE HASSLER (5)

Newspapers in German

Newspapers from Austria