Der schüchterne Bub, der den Sturm erntet
Der Fußballstar Mesut Özil versetzt Deutschland in den Unruhezustand.
Wer ist er nun also, dieser Mesut Özil, jener Mann, der in Deutschland einen politischen Sturm entfacht hat, obwohl er selbst eigentlich immer unpolitisch sein wollte? Die Wurzeln des bald 30-jährigen, hochbegabten Fußballers liegen in Bismarck, einem Stadtteil von Gelsenkirchen mit hohem Anteil an türkischstämmigen Bewohnern. Präsident Recep Tayyip Erdog˘an erzielte dort bei den jüngsten Wahlen weit mehr als 70 Prozent. Ein Foto mit dem umstrittenen türkischen Staatschef war Auslöser der Affäre.
Sein Vater Mustafa war noch ein Knäblein im zarten Alter von zwei Jahren, als die Familie nach Deutschland kam. 2007 beantragte Mesut die Einbürgerung. Da ging es in erster Linie darum, sich für eine Nationalmannschaft zu entscheiden. Er traf, rein sportlich gesehen, die richtige Wahl, denn er wurde 2014 Weltmeister.
Özil galt immer als eher schüchtern, sehr zurückhaltend, vor allem in seinen öffentlichen Äußerungen. Ihm ging es ums Spielen. „Wenn ich einen Ball sehe, muss ich einfach kicken“, sagt er, der es immer allen recht machen wollte, weshalb seine Erklärung, das Foto sei kein politisches Statement, glaubwürdig erscheint. Mit seiner umfassenden Rücktrittserklärung und seinem Rundumschlag gegen die deutsche FußballMacht hat er nun eine heftige Integrationsdiskussion in Gang gesetzt.
Özils Werdegang ist der eines Weltfußballers. Von der deutschen Bundesliga, wo er für Schalke 04 und Werder Bremen im Einsatz war, hat er sich bereits mit 21 Jahren in Richtung Spanien (Real Madrid) verabschiedet. Seit fünf Jahren schon spielt er in England (Arsenal London). „Fußball ist international, das hat nichts mit den Wurzeln zu tun“, sagte er einmal.