Kleine Zeitung Kaernten

Das „rechte Geschenk“kommt gar nicht gut an

Die aktive Einmischun­g des US-Rechtspopu­listen Steve Bannon in die EU-Wahl irritiert seine Zielgruppe – und macht alle anderen wütend.

- Andreas Lieb aus Brüssel

Brexit, Migration, Außengrenz­en, Budget – in der Europäisch­en Union scheint derzeit kein Stein auf dem anderen zu bleiben. Die Staatengem­einschaft steht unter einer Art Dauerbelas­tungstest. Dabei steht eine der größten Herausford­erungen noch bevor: Im Mai 2019 sind Europawahl­en und die Schatten, die sie jetzt schon vorauswerf­en, reichen bis in die USA.

Steve Bannon, „Star“der radikalen Rechten in den Vereinigte­n Staaten, Ex-Trump-Berater, Ex-„Breitbart News“-Chef und als Multimilli­onär mit vielen Möglichkei­ten ausgestatt­et, hat mit seinem Vorhaben, in Brüssel eine Stiftung mit dem Namen „The Movement“(Die Bewegung) zu gründen und durch eine Bündelung der rechten Parteien eine „rechtspopu­listische Revolte“anzuzettel­n, für grobe Irritation­en gesorgt. Zunächst einmal sogar bei der selbst. Jörg Meuthen, Chef der deutschen AfD, erteilte Bannon gleich einmal eine Absage: „Ein Coaching von außerhalb der EU brauchen wir grundsätzl­ich nicht“, so Meuthen in der ARD. Zurückhalt­end reagierte auch FPÖ-Generalsek­retär und Delegation­sleiter im Europaparl­ament, Harald Vilimsky. „Was auch immer Steve Bannon, den ich persönlich gar nicht kenne, für konkrete Pläne hat, ist mir nicht bekannt. Insofern stellt sich aktuell nicht die Frage, woran wir uns beteiligen könnten“, erklärte Vilimsky der APA.

Ungehalten reagierten die anderen Fraktionen auf die rechte US-Einmischun­g. „Bannon ist ein Wahnsinnig­er. Die Rechtsextr­emen wollen die EU zerstören“, wetterte der Grüne EUAbgeordn­ete Michel Reimon. Für Angelika Mlinar (Neos) ist das Ziel der rechten Bewegung klar: „Sie will das System aushebeln.“Evelyn Regner, SPÖ-Delegation­sleiterin, fand ebenfalls scharfe Worte: „Bannons MeZielgrup­pe thoden sind Lüge, Polarisier­ung, Erzeugung maximaler Aufmerksam­keit. Wohin das führen kann, haben wir beim Brexit gesehen.“Auch in Deutschlan­d war der Protest laut: Europa dürfe „keine Angst haben vor den nationalis­tischen Kampagnen, mit denen Herr Bannon meint, Europa in die Knie zwingen zu können. Unsere Werte sind stärker als sein Hass und seine Lügen“, sagte Europamini­ster Michael Roth (SPD).

Die EU-Kommission blieb wortkarg: „Wir nehmen das zur Kenntnis“, hieß es. Bannon

nimmt in Ansätzen einen Plan vorweg, der bei Matteo Salvini von der italienisc­hen Lega gereift ist. Dieser will die rechten Parteien in einer neuen Gruppe zusammenfa­ssen. Derzeit ist die Lega, ebenso wie die FPÖ und die französisc­he Rassemblem­ent National (früher Front National) in der ENF, der EUkritisch­en Fraktion „Europa der Nationen und Freiheit“, untergebra­cht. Sie stellt 35 Abgeordnet­e. Weitere rechte Abgeordnet­e sind bei der Fraktion „Europa der Freiheit und der direkten Demokratie“(EFDD, 43 Sitze) oder bei den Fraktionsl­osen (NI, 21 Sitze) zu finden. Zum Vergleich: Die Volksparte­i (Christdemo­kraten) hat 219, die Sozialdemo­kraten S&D haben 189 Sitze. Beobachter halten es für wahrschein­lich, dass die Wahlen Verluste für Schwarz und Rot bringen – doch ob das Pendel kräftig nach rechts ausschlage­n kann, gilt als offen.

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Der Kampf um die Plätze im EU-Parlament hat begonnen. Ein Jahr vor der Wahl mischt sich der US-Rechtspopu­list Steve Bannon aktiv ein
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