Zwölf Jahre Haft für Vergewaltigung
Angeklagter versuchte, nach Urteil zu fliehen. Passant stoppte ihn.
Noch im Gerichtssaal wurde gestern über den Inder wegen Fluchtgefahr die Untersuchungshaft verhängt. Zu Recht, wie sich wenig später zeigen sollte. Zuvor war der 25-jährige Zeitungszusteller am Landesgericht Wien zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden. Darüber hinaus muss er eine finanzielle Wiedergutmachung in Höhe von 13.200 Euro leisten. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.
Der Inder soll im Dezember 2017 ein fünfzehnjähriges Mädchen in seinem Lieferwagen in Wien vergewaltigt haben. Vor Gericht gab der Angeklagte dem Mädchen die Schuld: „Hätte sie nicht angefangen, mich zu berühren, wäre ich nicht auf diesen Gedanken gekommen.“Der Sex sei einvernehmlich gewesen. An den bisherigen Prozesstagen hatte der Inder noch jeglichen sexuellen Kontakt mit der 15-Jährigen abgestritten. Laut Anklage soll er das verweinte Mädchen nach einem Streit mit ihrer Mutter aufgelesen und ihr versprochen haben, sie wieder heimzufahren. Das Mädchen konnte gestern nicht aussagen. Sie traut sich nach wie vor nicht aus dem Haus und hat Angst vor dem Einschlafen, berichtete ihre Prozessbegleiterin. „Das ist ein besonders schwerer Fall. Sie haben das Leben und die weitere Existenz des Opfers zerstört“, sagte der Vorsitzende des Schöffensenats, als er das Urteil verkündete.
Der 25-Jährige wurde sofort von drei Polizisten abgeführt. Doch auf dem Weg vom Gericht in die Justizanstalt riss sich der Inder los. Weit kam er nicht. Ein Passant stellte dem Verurteilten ein Bein; die Polizisten überwältigten ihn. Die Staatsanwaltschaft dürfte nun auch Ermittlungen wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt aufnehmen.