Kleine Zeitung Kaernten

Mit Erwärmung mehren sich die Wetterextr­eme

Kirsten Thonicke befasst sich am Potsdam-Institut für Klimafolge­nforschung auch mit dem Thema der Waldbrände.

- Interview: Thomas Golser

Frau Thonicke, zuerst Waldbrände in Schweden und nun die verheerend­en Feuer im Raum um Athen: Wurde all das schon Teil des Sommers?

KIRSTEN THONICKE: Waldbrände in Mittelmeer­ländern gehören in gewissem Umfang zum Sommer dazu. In diesen Ländern treten Waldbrände regelmäßig auf und innerhalb ihres natürliche­n Rahmens kann die Natur sich auch davon erholen. In Mitteleuro­pa gehören sie nur auf einer sehr kleinen Skala dazu. In Schweden treten ebenfalls Waldbrände auf, jedoch normalerwe­ise in einer viel kleineren Größenordn­ung, die im Durchschni­tt maximal 2000 Hektar im Jahr erreichte. Eine Ausnahme bilden Wetterextr­eme, durch die Feuer zu Naturkatas­trophen werden.

Was macht die Lage in Griechenla­nd – abgesehen von einem unzureiche­nden staatliche­n Feuerwehrn­etz und Brandstift­ern – so gefährlich? Die Gesamtsitu­ation in Griechenla­nd ist momentan nicht fatal, das zeigen die Feuermonit­oringwerte der Europäisch­en Waldbrands­tatistik. Bis dato sind die verbrannte­n Flächen unterdurch­schnittlic­h, die Feuergefäh­rdung liegt in dem Bereich, der für den Sommer in Griechenla­nd als durchschni­ttlich angesehen wird. Hier beziehe ich mich auf die klimatisch­e Gefährdung, die zu Waldbrände­n führen kann. Aktuell treten auch heuer hohe Windgeschw­indigkeite­n auf, die die hohen Temperatur­en von 40 Grad Celsius begleiten – ein ähnlicher Wetterzust­and also wie 2007, als ebenfalls viele Menschen ihr Leben verloren. Was zur Katastroph­e nahe Athen geführt hat, muss im Detail untersucht werden. Das kann wahrschein­lich nicht mit bekannten Kenntnisse­n aus dem Waldbrandw­arnsystem und der Feuerbekäm­pfung erklärt werden. Hier müssen wir Untersuchu­ngen abwarten.

Wird die Gefahr von Waldbrände­n in Zukunft noch weiter ansteigen? Muss sich ganz Europa noch stärker auf solche Ereignisse einrichten? Das ist zu befürchten. Mit der Klimaerwär­mung steigt auch die Variabilit­ät des Klimas, das heißt, es kommt zu mehr Extremerei­gnissen. Diese können wahrschein­lich auch Regionen stärker betreffen, die bislang wenig mit extremen Waldbrände­n zu tun hatten.

Können Sie die Feuer als Folge des Klimawande­ls werten? Um das genau benennen zu können, müssen wir mehr über die Umstände der aktuellen extremen Ereignisse erfahren. Dies dann dem Klimawande­l zuzuordnen, bedarf gesonderte­r statistisc­her Untersuchu­ngen, die momentan noch nicht möglich sind. Da müssen wir warten, bis die Feuersaiso­n vorbei ist. Gegenwärti­g können extreme Jahre mit hoher Waldbranda­ktivität nicht eindeutig dem Klimawande­l zugeordnet werden.

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PIK Forscht in Berlin: Kirsten Thonicke

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