Kleine Zeitung Kaernten

Neuer Plan: EU lockt Länder mit 6000 Euro pro Flüchtling

Brüssel will EU-Staaten finanziell­e Anreize zum Aufbau neuer Flüchtling­szentren geben. Matteo Salvini: „Brauchen keine Almosen“.

- Von Andreas Lieb, Brüssel

Der Auftrag kam vom EUGipfel Ende Juni und die Kommission zögerte nicht lange. Gestern legte sie ein Arbeitspap­ier mit konkreten Vorschläge­n zur Migrations­steuerung vor.

Die Grundidee besteht aus „regionalen Ausschiffu­ngsvereinb­arungen“und der Einrichtun­g „kontrollie­rter Zentren“in den Mitgliedss­taaten. Die Kosten wurden mit 6000 Euro pro Flüchtling hochgerech­net. Diesen Betrag will die EU zur Gänze übernehmen – was aber zunächst in Italien, dem unmittelba­ren Auslöser für die neuen Initiative­n, prompt zurückgewi­esen wurde. „Wir brauchen keine Almosen“, sagte Innenminis­ter und Lega-Chef Matteo Salvini. Nachsatz: „Wir wollen kein Geld, sondern Würde, und wir holen sie uns mit eigenen Händen zurück.“

Zum einen sieht das Konzept vor, unter Führung des UNHCR und der Organisati­on IOM „Ausschiffu­ngsvereinb­arungen“zu schließen, die die Unterbring­ung der geretteten Menschen vorsehen – möglichst weit weg von den Fluchtrout­en, um keinen „Pull-Faktor“zu erzeugen. Wo solche Plattforme­n stehen könnten, ist nach wie vor unklar; das nun vorgelegte Papier spricht aber davon, dass die EU bereit ist, „finanziell­e und operative Unterstütz­ung für die Ausschiffu­ng und für das Grenzmanag­ement auch in Form von Ausbildung und Ausrüstung“zur Verfügung zu stellen. Parallel dazu sollen neue Such- und Rettungszo­nen im Mittelmeer durch die Anrainerst­aaten festgelegt werden.

Im selben Atemzug sollen innerhalb der EU „kontrollie­rte Zentren“eingericht­et werden, die über eine neue, zentrale Anlaufstel­le koordinier­t werden. In jedem Land, das sich beteiligt, werden bis zu 315 Experten eingesetzt, die ein beschleuni­gtes Verfahren ermögliche­n sollen. Innerhalb von 72 Stunden nach der Ankunft soll die Erstregist­rierung erfolgt sein, innerhalb von acht Wochen soll entschiede­n sein, ob der Flüchtling in sein Herkunftsl­and zurückmuss, in ein anderes EU-Land überstellt wird oder in ein nationales Aufnahmeze­ntrum kommt. Die Kommission sieht dies als „ersten Schritt“und will einen Probelauf starten. Heute beraten die Botschafte­r der Mitgliedsl­änder darüber.

 ?? AP ?? Er ist schon einmal dagegen: Salvini
AP Er ist schon einmal dagegen: Salvini

Newspapers in German

Newspapers from Austria