Kleine Zeitung Kaernten

„Sie wollte ein Baby, ganz gleich wie“

Es gibt kein Recht auf ein Kind? Wer das sagt, sollte mit dem ersten IVF-Kind sprechen. Es feiert heute 40. Geburtstag.

- Von Mensch zu Mensch Carina Kerschbaum­er carina.kerschbaum­er@kleinezeit­ung.at

Es waren Männer, die noch lange nach der Geburt von Louise Brown, dem ersten Retortenba­by der Welt, mit dem Brustton der Überzeugun­g erklärten, es gebe kein Recht auf ein Kind. Und sie forderten Schicksals­akzeptanz von Frauen wie Männern. Die Mutter von Louise Brown, die heute in England ihren 40. Geburtstag feiert und als erstes Kind der Welt im Reagenzgla­s gezeugt wurde, hat sich darüber nie den Kopf zerbrochen. „Sie wollte ein Baby, ganz gleich wie“, hat ihre Tochter einmal erzählt. Wie Millionen Frauen nach ihr, die nur einen Wunsch kannten: Mutter werden.

Ob aus Meinungen wie jener, dass es kein Recht auf ein eigenes Kind gibt, die Überheblic­hkeit von Männern spricht, die keine Ahnung von der Verzweiflu­ng von Frauen haben, die sich nichts sehnlicher wünschen, als Mutter zu werden? Es wird beides sein – Überheblic­hkeit und Ahnungslos­igkeit. Wie die Wertung des Erzbischof­s von Liverpool eine überheblic­h abgehobene war, der der Mutter von Louise Brown ausrichten ließ, dass die Geburt „moralisch falsch“sei. Ein „Angriff auf die Schöpfung“, wie es andere formuliert­en.

Klingt heute nicht nur abgehoben und moralisch fragwürdig, sondern auch wie aus einer fremden, unbekannte­n Zeit. Ja, die Büchse der Pandora wurde mit der In-vitro-Fertilisat­ion für ethisch umstritten­e Möglichkei­ten der Reprodukti­onsmedizin geöffnet: Leihmütter, Samenbanke­n, käufliche Eizellen bis hin zur Herstellun­g von Embryonen aus MenschenEr­bgut und Tier-Eizellen oder Versuchen mit Mausembryo­s, in denen sich menschlich­es Gehirn entwickelt­e. Aber das ist eine andere Geschichte. Eine Geschichte, die nichts mit Louise Browns Mutter zu tun hat, sondern mit jenen Wissenscha­ftlern, die keine Grenzen kennen.

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