Uni-Rektor schilderte „martialische Aktion“
Der Prozess gegen die „Identitären“in Graz steuert auf sein Finale zu. Klagenfurter Rektor war gestern ein Zeuge.
Es war der 9. Juni 2016, als ein Anruf einer Kollegin einging. „Sie sagte, da gehen eigenartige, verkleidete Figuren zum Hörsaal C“, schilderte der Rektor der Klagenfurter Uni gestern am Grazer Straflandesgericht. Wenig später rief die Kollegin erneut an. „Das sind Identitäre, komm schnell“, habe sie laut Vitouch gerufen.
Es war gestern der letzte Tag mit Zeugeneinvernahmen im Prozess gegen 17 Anhänger der Identitären Bewegung Österreich (IBÖ). Im Zentrum stand dabei einmal mehr die „Störaktion“der Aktivisten vor rund zwei Jahren bei einer Klagenfurter Vorlesung über Flucht und Asyl. Von einer „martialischen Aktion“sprach Vitouch gestern im Grazer Schwurgerichtssaal. Er selbst habe damals im Hörsaal versucht, die tumultartige Aktion zu unterbinden. Als ihm das nicht gelang, rief er die Polizei und wollte einen der Männer festhalten. Dieser habe sich aber losgerissen, wodurch dessen T-Shirt ka- puttging. Dann konnte er die Lederjacke eines anderen Identitären greifen: „Ich forderte ihn auf, mir seinen Namen zu sagen und einen Ausweis zu zeigen.“Der Mann habe jedoch die geballte Faust drohend hochgezogen und dabei „spöttisch gelächelt“, ehe er dem Rektor „dosiert“in den Bauch geschlagen habe. „Es war verschmerzlich, ich hatte aber eine Woche lang einen blauen Fleck. Dann lief die Gruppe johlend davon.“
Vorlesung wurde ebenfalls im Zeugenstand befragt. Er erinnerte sich an eine „sehr unangenehme Atmosphäre“, die durch die „hasserfüllte Aktion“entstanden sei. Es wäre in der Vorlesung jederzeit möglich gewesen mitzudiskutieren, meinte er vor Gericht. Weshalb er dann keine kritischen Stimmen auf das Podium der Veranstaltung geladen hatte, wollte der Verteidiger wissen. Er habe zwei Mal beim Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) angesucht, aber niemanden bekommen, konterte der Vorlesungsleiter.
Eine Teilnehmerin der Vorlesung erklärte vor Gericht, dass sie die Veranstaltung in keiner Weise als Propaganda für Zuwanderung gesehen habe. Sie hatte die Aktion mit ihrem Mobiltelefon gefilmt und Angst gehabt, dass es zu körperlicher Gewalt kommen könnte.
Nach den Zeugen werden nun noch einmal alle 17 Angeklagten ergänzend befragt. Die Schlussplädoyers der Staatsanwaltschaft und der Verteidigung dürften bereits am Donnerstag oder am Freitag zu hören sein. Damit geht der Prozess früher als geplant ins Finale.
Es war verschmerzlich, ich hatte aber eine Woche lang einen
blauen Fleck.