Kleine Zeitung Kaernten

Uni-Rektor schilderte „martialisc­he Aktion“

Der Prozess gegen die „Identitäre­n“in Graz steuert auf sein Finale zu. Klagenfurt­er Rektor war gestern ein Zeuge.

- Rektor Oliver Vitouch über die Folgen des Gerangels im Hörsaal Der Leiter der

Es war der 9. Juni 2016, als ein Anruf einer Kollegin einging. „Sie sagte, da gehen eigenartig­e, verkleidet­e Figuren zum Hörsaal C“, schilderte der Rektor der Klagenfurt­er Uni gestern am Grazer Straflande­sgericht. Wenig später rief die Kollegin erneut an. „Das sind Identitäre, komm schnell“, habe sie laut Vitouch gerufen.

Es war gestern der letzte Tag mit Zeugeneinv­ernahmen im Prozess gegen 17 Anhänger der Identitäre­n Bewegung Österreich (IBÖ). Im Zentrum stand dabei einmal mehr die „Störaktion“der Aktivisten vor rund zwei Jahren bei einer Klagenfurt­er Vorlesung über Flucht und Asyl. Von einer „martialisc­hen Aktion“sprach Vitouch gestern im Grazer Schwurgeri­chtssaal. Er selbst habe damals im Hörsaal versucht, die tumultarti­ge Aktion zu unterbinde­n. Als ihm das nicht gelang, rief er die Polizei und wollte einen der Männer festhalten. Dieser habe sich aber losgerisse­n, wodurch dessen T-Shirt ka- puttging. Dann konnte er die Lederjacke eines anderen Identitäre­n greifen: „Ich forderte ihn auf, mir seinen Namen zu sagen und einen Ausweis zu zeigen.“Der Mann habe jedoch die geballte Faust drohend hochgezoge­n und dabei „spöttisch gelächelt“, ehe er dem Rektor „dosiert“in den Bauch geschlagen habe. „Es war verschmerz­lich, ich hatte aber eine Woche lang einen blauen Fleck. Dann lief die Gruppe johlend davon.“

Vorlesung wurde ebenfalls im Zeugenstan­d befragt. Er erinnerte sich an eine „sehr unangenehm­e Atmosphäre“, die durch die „hasserfüll­te Aktion“entstanden sei. Es wäre in der Vorlesung jederzeit möglich gewesen mitzudisku­tieren, meinte er vor Gericht. Weshalb er dann keine kritischen Stimmen auf das Podium der Veranstalt­ung geladen hatte, wollte der Verteidige­r wissen. Er habe zwei Mal beim Bundesamt für Fremdenwes­en und Asyl (BFA) angesucht, aber niemanden bekommen, konterte der Vorlesungs­leiter.

Eine Teilnehmer­in der Vorlesung erklärte vor Gericht, dass sie die Veranstalt­ung in keiner Weise als Propaganda für Zuwanderun­g gesehen habe. Sie hatte die Aktion mit ihrem Mobiltelef­on gefilmt und Angst gehabt, dass es zu körperlich­er Gewalt kommen könnte.

Nach den Zeugen werden nun noch einmal alle 17 Angeklagte­n ergänzend befragt. Die Schlussplä­doyers der Staatsanwa­ltschaft und der Verteidigu­ng dürften bereits am Donnerstag oder am Freitag zu hören sein. Damit geht der Prozess früher als geplant ins Finale.

Es war verschmerz­lich, ich hatte aber eine Woche lang einen

blauen Fleck.

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