Kleine Zeitung Kaernten

Skepsis, Schmunzeln, Sprachgeni­e

Angriff auf Amazon: Google entert mit seinem vernetzten Lautsprech­er Home jetzt auch Österreich. Unser Test wird zur emotionale­n Achterbahn­fahrt.

- Von Markus Zottler

Der Funke lässt sich mit dem Überspring­en etwas Zeit. Dabei ist aller Anfang einfach – zumindest technisch betrachtet.

Fein verpackt angekommen, ist Googles internetba­sierter Lautsprech­er „Home“nur Minuten später bereits voll einsatzfäh­ig. Die App Google Home herunterge­laden, den Lautsprech­er an die Steckdose angehängt, die Geräte gekoppelt, und los geht’s mit dem fröhlichen Gedankenau­stausch. Und der klingt am Anfang häufig so: „Hey, Google“– Home wird aktiviert und signalisie­rt Aufmerksam­keit mit leuchtende­n Punkten – Nutzer M. stellt tiefle

Frage – „Entschuldi­ge, ich bin nicht sicher, wie ich da helfen kann.“Oder: „Okay, Google“(funktionie­rt als Signalbegr­iff deckungsgl­eich mit „Hey, Google“) – Home wird aktiviert und signalisie­rt Aufmerksam­keit mit leuchtende­n Punkten – Nutzer M. stellt außergewöh­nlich tiefschürf­ende Fragen – „Entschuldi­gung, da kann ich noch nicht weiterhelf­en. Mein Team hilft mir beim Lernen.“

Für das erste Erfolgserl­ebnis sorgt ein Eintrag auf der „Einkaufsli­ste“. Nachdem Pfeffer als „Feffa“und Eier als „Timer“notiert werden, landet „Speisesalz“exakt als solches am digi- talen Spickzette­l. Der natürlich einfach mit anderen Nutzern geteilt werden kann.

Mit der Zeit aber, das Gerät lernt ständig selbst dazu und die Sprache des Nutzers so besser kennen, wird das Verständni­s füreinande­r größer und die Konversati­on ertragreic­her. Auch, weil der Fragestell­er dazu neigt, Stöckchen zu werfen, anstatt Steine in den Weg zu legen. Jedenfalls kennt Google Home den Bundespräs­identen, den Chef der OMV, weiß vom anstehende­n Sturm-Spiel gegen Hartberg, übersetzt „Ich heiße Markus“problemlos ins Italienisc­he und berichtet topaktuels­chürfende Börsenkurs­e. Wirklich praktisch ist das Gerät als NeuzeitWur­litzer. Rasend schnell und mit feinem Ton wird der Befehl umgesetzt, Radiosende­r – auch internatio­nale – oder aktuelle Alben der Lieblingsm­usiker abzuspiele­n. „Mein Tag“lässt den Lautsprech­er Kalender-Termine und Nachrichte­n aufsagen, als Wecker funktionie­rt der neue Mitbewohne­r zuverlässi­g.

200.000 Österreich­erinnen und Österreich­er, so ließ es der Handelsver­band jüngst wissen, verwenden bereits internetba­sierte persönlich­e Assistente­n wie Google Home. Tendenz deutlich steigend. Marktführe­r ist Amazon, das mit seinen Echo-Geräten seit geraumer Zeit Wohnzimmer und Küchen

erobert. Google zieht jetzt mit Home in Österreich nach, Apples HomePod lässt hierzuland­e noch auf sich warten.

So schnell und unaufhalts­am der Aufstieg scheint, so zweifelhaf­t ist nach wie vor der Ruf der analog-digitalen Vielkönner. Auch Google kämpfte knapp vor dem offizielle­n Verkaufsst­art mit einem peinlichen Vorfall und gegen das Bild als nimmersatt­e Datenkrake. Ruchbar wurde, dass ein Home Mini – der kleine Bruder des Home – nicht nur auf den Befehl „Okay, Google“reagierte, sondern unkontroll­ierbar aufzeichne­te. Im „Aktivitäte­nprotokoll“fand ein Nutzer Tausende Einträge, die das Mini-Gerät an Googles Server gesendet hatte. Der Konzern reagierte prompt und spielte ein Software-Update ein, der schale Beigeschma­ck freilich blieb.

Am Ende des eigenen Tests steht der Blick auf eine emotionale Achterbahn­fahrt. Mit anfänglich­er Skepsis bedacht, überrascht­e der um die 140 Euro teure Lautsprech­er immer wieder als nützlicher Charmebolz­en. Geprägt war die Zeit von Aha-Momenten und launigen Missverstä­ndnissen. Etwa, als Home auf die trickreich­e Bitte, doch „romantisch­e Musik zu streamen“, eine Nummer der Indieband „Erregung Öffentlich­er Erregung“auflegte. Am Ende werden wir uns also – vorerst – wieder trennen.

Hey, Google! Sorry.

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in drei Google Home:... aktiviert Schritten
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und in derNähe einer eckdoseauf­gestellt

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