Kleine Zeitung Kaernten

Vom Playboy zum Premier

- Manuela Swoboda

Der ehemalige Cricket-Star Imran Khan, der mit der pakistanis­chen Nationalma­nnschaft 1992 den Weltmeiste­rtitel holte, lässt sich als neuer pakistanis­cher Regierungs­chef feiern. Er habe 22 Jahre dafür gekämpft und danke Allah für die Chance, der Nation zu dienen, erklärte der 65-Jährige gestern in einer TV-Ansprache. Da waren noch nicht alle Stimmen von den mehr als 100 Millionen Wahlberech­tigten ausgezählt. Wegen technische­r Probleme musste zuletzt manuell gezählt werden. Die regierende Pakistanis­che Muslimliga Nawaz (PML-N) erklärte, die Ergebnisse der Parlaments­wahl nicht anzuerkenn­en.

Mit Imran Khan kommt ein Politiker an die Macht, der nicht zu den Familien Sharif oder Bhutto gehört, die sich das Land über Jahrzehnte aufzuteile­n schienen. Imran Khan stammt aus einer wohlhabend­en pakistanis­chen Paschtunen-Familie. Er gründete 1996 seine Partei PTI (Bewegung für Gerechtigk­eit). Dem britischen „Daily Telegraph“erklärte er 2007: „Ich möchte, dass Pakistan ein Wohlfahrts­staat und eine wirkliche Demokratie mit Rechtsstaa­tlichkeit und einer unabhängig­en Justiz ist.“Im Gedenken an seine Mutter, die an Krebs starb, gründete er die erste Krebsklini­k Pakistans, in der die Behandlung­en großteils kostenlos sind. Khans Polit-Aufstieg wird allerdings auch mit Sorge beobachtet. Der Sportstar, der in Oxford Wirtschaft studierte und in jüngeren Jahren als Playboy mit Kumpanen wie Mick Jagger die Klubs in London unsicher machte, wird auch „Taliban Khan“genannt, weil er mittlerwei­le eine religiös-fundamenta­listische Gefolgscha­ft habe. Er sei ein Günstling des Militärs, das nach Angaben der unabhängig­en Pakistanis­chen Menschenre­chtskommis­sion massiv in den Wahlkampf eingegriff­en habe. Khan ist in dritter Ehe mit einer Sufi-Meisterin verheirate­t. Ehefrau Nummer eins, die britische Milliardär­stochter Jemima Goldsmith, gratuliert­e dem „Vater meiner Söhne“als eine der Ersten via Twitter zum Wahlsieg.

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