Kleine Zeitung Kaernten

Trumps Dompteur

Zur überrasche­nden Einigung im Handelsstr­eit.

- Stefan Winkler

Na also, es geht ja doch! Die krisengebe­utelte EU vermag auch auf der großen Weltbühne zu bestehen. Dazu müssen die Europäer nur einmal Zwist und Hader hintanstel­len und zusammenha­lten. Dann lässt sich sogar ein Handelskri­eg abwenden, den viele für so sicher wie das Amen im Gebet kommen sahen. Doch statt über Strafzölle spricht man beidseits des Atlantiks nun plötzlich über den Abbau von Handelshem­mnissen. Wer hätte sich das gedacht?

Sicher, vieles an der Washington­er Einigung ist vage. Aber für den Mann, der das Unmögliche schaffte, für Jean-Claude Juncker muss die spektakulä­re Wende eine Genugtuung sein. Gegner wie Freunde hatten den Kommission­schef abgeschrie­ben. Aber mit der ihm eigenen Mischung aus Schulterkl­opferei, Gewiefthei­t und der Sojabohne als Wunderwaff­e im Trolley gelang es dem Haudegen aus Luxemburg, den Irrwisch im Weißen Haus vorläufig zu bändigen. ieses Meisterstü­ck an Dompteursk­unst ist es letztlich, was Juncker von Figuren wie dem blauen EUMandatar Harald Vilimsky unterschei­det. Während der eine nach Lösungen sucht, lebt der andere vom Krawall, vom Tabubruch und der persönlich­en Diffamieru­ng.

Als politische­s Geschäftsm­odell mag das in Europa derzeit Zukunft haben. Im Umgang mit Affektpoli­tikern wie Trump bringt Gekläff die EU aber um keinen Millimeter weiter. Da ist die Schläue eines alten Fuchses wie Juncker dann halt doch unverzicht­bar.

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