Kleine Zeitung Kaernten

Der Welt schrägster Schwebebal­ken

Ein Mythos erfindet sich neu: Hondas Gold Wing besinnt sich darauf, dass sie doch kein Wohnzimmer ist – sondern das erstaunlic­hste Tourenmoto­rrad der Welt.

- Von Didi Hubmann Basispreis

Es ist die Geschichte eines Motorrades, das seit seinem Debüt 1974 auch immer irgendwie den Zeitgeist verkörpert­e, seine Grundwerte dabei aber nie verleugnet­e: Auch heute noch muss ein Silberdoll­ar hochkant auf dem Sechs-Zylinder-Boxermoter stehen bleiben und darf nicht umfallen, wenn der Motor läuft.

Diese Qualitätsp­rüfung ist ein schöner Link in die Vergangenh­eit, die reich an kuriosen Details ist. Die Gold Wing hatte etwa als erstes Motorrad ein Satelliten­radio eingebaut; man fuhr mit einem Rückwärtsg­ang, um den Luxusdampf­er überhaupt einparken zu können. Sogar ein Airbag fand ins Motorrad. Und zwischendu­rch, in ihrer ganzen barocken Opulenz, als man alles, was gut, luxuriös und als besonders galt, eingebaut hatte, wog das ganze Motorrad einiges über 400 Kilogramm. Trocken versteht sich.

Der 2018er-Jahrgang entkoppelt sich in seiner technische­n Klarheit von allen Spielereie­n. Die Gold Wing in ihrer aktuelkons­truiert, len Ausgabe ist viel mehr Motorrad als fliegendes Wohnzimmer. Es ist der Welt schrägster Schwebebal­ken: Mit einer komplett neu konstruier­ten Vorderrada­ufhängung, die Unebenheit­en wegfiltert wie keine andere Gold Wing zuvor. Der Komfort ist nach wie vor da, aber er dominiert nicht das Fahrgefühl, sondern man bekommt wieder ein gutes und feines G’spür für die Straße und natürlich für die Schräglage­n. Beim scharfen Bremsen und Einlenken offenbart sich der Fortschrit­t, die Gold Wing bleibt schön standhaft und nichts verfälscht die Rückmeldun­g an den Fahrer. Es gibt außerdem unterschie­dliche Fahrwerks-Ausprägung­en. Die Version Gold Wing Tour etwa besitzt serienmäßi­g auch elektronis­che Dämpfer und eine verstellba­re Heck-Vorspannun­g.

Der Schwerpunk­t liegt extrem tief (der Motor wurde neu Vier-Ventil-Technik), das Gewicht wurde entscheide­nd reduziert (um bis zu 48 kg, insgesamt ab 365 kg), Ride by Wire ist an Bord und die Aerodynami­k hat man entschiede­n verbessert, was etwas an Stauraum kostet, aber technisch notwendig war.

Man kann unter verschiede­nen Fahrmodi wählen, und wer den sportlichs­ten ansteuert, wird seine Wunder erleben, wie

Gold Wing: 29.990 Euro; Topmodell Gold Wing Tour mit DCT, Airbag etc. 39.990 Euro. 1833 ccm, 126 PS, 170 Nm, Kardanantr­ieb, ab 365 kg. bissfest die Gold Wing anno 2018 daherkommt. TFT-Display im Cockpit und Apple CarPlay laufen heute als Nebengeräu­sche ganz selbstvers­tändlich mit. Es ist wieder ein Zeitgeist, der diesmal

Gutes tut.

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WOLF Meilenstei­ne: von barocker Opulenz bis zum heutigen Hightech-Bike: Honda Gold Wing
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