Der Autor und der Scharfmacher
Mafiagegner Roberto Saviano hat Innenminister Matteo Salvini harsch kritisiert. Dieser droht, ihm den Polizeischutz zu entziehen.
Er ist einer der bekanntesten Schriftsteller Italiens und lebt seit über zehn Jahren im Verborgenen. Wüsste die Camorra, wo er sich aufhält, wäre sein Leben wohl verwirkt. Deshalb gewährt ihm der italienische Staat seit mehr als zehn Jahren Polizeischutz. Aber jetzt könnte sich die Situation von Roberto Saviano noch einmal verschärfen. Denn Italiens Innenminister und Lega-Chef Matteo Salvini hat Saviano gedroht, ihm diesen Schutz zu entziehen. Eine Maßnahme, die das ohnehin schon entbehrungsreiche Leben des populären Schriftstellers in Gefahr bringen könnte.
Roberto Saviano, der mit seinem mafiakritischen Buch „Gomorrha“berühmt wurde, zählt nämlich auch zu den schärfsten Kritikern des Rechtspopulisten Salvini und dessen Flüchtlingspolitik. Er bezeichnete Salvini mehrfach als „Minister der Unterwelt“und wirft ihm vor, die Sprache der Mafia zu sprechen, das Spiel der Verbrecher mitzuspielen. Das wiederum empört den Innenminister, der Anzeige gegen den Autor erstattet hat. „Es ist eine Sache, Kritik zu üben, es ist eine andere, jemanden als Mafioso zu bezeichnen“, verteidigte Salvini diesen Schritt. „Wenn mich jemand als Mörder bezeichnet, dann wird er die Konsequenzen tragen.“
Nun ermittelt die römische Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Verleumdung gegen Saviano, der in einem jüngst erschienenen offenen Brief um die Zukunft seines Landes bangt. Darin ruft er die Intellektuellen Italiens, die Schriftsteller, Schauspieler, Verleger oder Journalisten auf, die rigorose Politik des Hardliners Salvini und seiner Partei nicht länger hinzunehmen. Saviano interpretiert das Verhalten der seit Anfang Juni im Amt befindlichen Regierung als „Angriff auf das Denken und Wissen“, das ein „wertvolles Werkzeug zur Emanzipation“von Elend sei.
Auf die Ermittlungen gegen seine Person hat Saviano mit einer Twittermeldung reagiert. Der couragierte Autor werde sich den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft „mit erhobenem Haupt“stellen. Und er habe keine Angst. Die habe er nie gehabt, schreibt er.