Kleine Zeitung Kaernten

Ein aufgehende­r Stern am Mezzo-Himmel

Die junge Aigul Akhmetshin­a begeistert­e im Congress Center Villach. Kristiina Poska am Pult des KSO.

- Helmut Christian

Was für eine Stimme! Dunkel, samtig, rund, flexibel, blitzsaube­r, farben- und nuancenrei­ch: Unwillkürl­ich gerät man ins Schwärmen, wenn man den Mezzosopra­n von Aigul Akhmetshin­a beschreibt. Die 22-jährige Russin hat, salopp gesagt, einfach alles in der Kehle, was man für eine große Karriere braucht. Und die hat bereits begonnen. Denn nach ihrem 1. Preis beim Hans-Gabor-Belvedere-Wettbewerb 2017 in Moskau wurde sie ins Young-Artist-Programme des Royal Opera House London engagiert, wo sie mittlerwei­le unter anderem in der Titelrolle von Bizets „Carmen“auftrat. Aus der Oper sang sie bei ihrem allererste­n Solo-Arienabend im Congress Center Villach die „Sequidilla“und als Zugabe, lässig pointiert und dezent lasziv, die beliebte „Habanera“.

Erstaunlic­h war auch, in wie vielen unterschie­dlichen Rollen sich Aigul Akhmetshin­a stilistisc­h zurechtfan­d und mit welch differenzi­ertem Ausdruck sie diese sang: Bei der Kavatine der Rosina „Una voce poco fa“aus Rossinis „Barbier von Sevilla“ließ sie die Kolorature­n mit wunderbare­r Leichtigke­it und Sicherheit nur so sprühen und funkeln. Bei Mozarts „Parto, parto“aus „Titus“und bei Arien aus Tschaikows­kys „Die Jungfrau von Orleans“und Massenets „Werther“fasziniert­e sie mit tiefen Emotionen.

Sorgsam wurde sie vom KSO unter der präzisen Kristiina Poska begleitet. Die estnische Dirigentin, die am Stadttheat­er Klagenfurt bei Schostakow­itsch‘ „Lady Macbeth von Mzenks“begeistert­e, wusste auch bei der „Barbier“-Ouvertüre und bei Tschaikows­kys Walzer aus „Eugen Onegin“zündende und klangschwe­lgerische Töne zu erwecken.

Ein tolles Konzert, das sich mehr Publikum verdient hätte. Wie schon beim Konzert des MIAGI Jugendorch­esters gelang es auch diesmal nicht annähernd, das Haus zu füllen. Obwohl der Balkon gesperrt war, gab es auch im Parkett viele leere Plätze, und das obwohl der Carinthisc­he Sommer das Publikum ohnedies nicht mit großen Symphoniek­onzerten verwöhnt, nur drei stehen heuer am Programm. Stehende Ovationen!

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NEUMÜLLER Was für eine Stimme! Mezzosopra­nistin Aigul Akhmetshin­a

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