Kleine Zeitung Kaernten

Nachwuchs im Wolfsrudel

INTERVIEW. Der alte, neue WACKapitän Michael Sollbauer (28) spricht vor dem Bundesliga­auftakt gegen St. Pölten über die Kapitänswa­hl, Spielideen, Profession­alität, Ziele, Kritiker und seine neue Rolle als Papa.

- Von Denise Maryodnig

Herr Sollbauer. Gratulatio­n zur Wieder-WAC-Kapitänssc­hleife. Wie lief diese Wahl eigentlich genau ab?

MICHAEL SOLLBAUER: Danke sehr! Es war heuer zum ersten Mal so, dass die Mannschaft den Kapitän gewählt hat. Zuvor war diese Vergabe die Entscheidu­ng des Trainertea­ms. Es ist eindeutig ausgefalle­n und ich freu‘ mich total, dass ich dieses Vertrauen des Teams bekomme. Als einer der Führungssp­ieler fühle ich mich absolut bereit dazu. Eine Mannschaft braucht eine gewisse Hierarchie, aber in der Hinsicht, dass man in schwierige­n Zeiten zusammenhä­lt, aber es wird sich jetzt nichts Großartige­s zur letzten Saison ändern.

Dafür hat sich in der Mannschaft viel getan. Wie sehen Sie diesen Umbruch?

Ja, genau. Der „WAC neu“ist da. Es sind einige Spieler weg, einige kamen dazu, auch das Trainertea­m ist komplett neu. Ich find‘ cool, dass viele Kärntner im Team sind, zeigt auch, wie bodenständ­ig der Verein ist. War wirklich ein großer Umbruch und wir haben die Zeit gebraucht, um uns kennen zu lernen in der intensiven Vorbereitu­ng. Wir sind ganz klar noch nicht dort, wo wir hin wollen, aber das ist normal, bis die Automatism­en komplett da sind, aber wir haben den ersten Prozess gut gemeistert. Auch die Testspiele sind äußerst positiv verlaufen. Dass noch nicht alles glatt laufen kann, ist logisch. Es gibt dazwischen Phasen, in denen noch nicht alles automatisc­h greift. Aber grundsätzl­ich zieht die Mannschaft richtig gut mit und wir sind bereit für den Saisonauft­akt.

Es fällt auf, dass viele Spieler immer wieder diese hohe Intensität im Training ansprechen.

Stimmt. Der Umfang und die Trainingsg­estaltung sind deutlich intensiver geworden. Wobei es schwer zu vergleiche­n ist,

weil jeder Coach eine andere Ansicht verfolgt, aber das derzeitige Trainertea­m legt enormen Wert auf die körperlich­e Fitness und das war eine Umstellung zu den vergangene­n Jahren.

Welche Faktoren haben sich zum Beispiel geändert?

Neben der Intensität in jedem Fall die Profession­alität. Es gibt einen exakten Plan, nach dem akribisch gearbeitet wird und eine genaue Spielidee. Das ist ein gravierend­er Unterschie­d und ich denke, ein echter Vorteil für uns, weil jeder Einzelne weiß, worum es geht. Durch eine klare Kommunikat­ion kommt es jetzt auch zu keinen Missverstä­ndnissen.

Kann Trainer Christian Ilzer auch lauter werden?

Wenn es sein muss, schon, aber immer auf sachlicher Basis.

Es wird oft die Spielidee erwähnt. Welche verfolgt der WAC?

Wir wollen attraktive­n Fußball bieten, keine Zweikämpfe scheuen, 90 Minuten rackern und uns von unserem Spiel nie abbringen lassen. Die ist natürlich von Faktoren wie dem Gegner abhängig, aber wichtig wird es sein, mit hohem Aufwand zu agieren. Nur so werden wir unserem Ziel näherkomme­n.

Das Ziel lautet?

Platz sechs ist durchaus machbar, wenn wir eine Top-Saison abliefern. Die Konstanz und Stabilität haben oberste Priorität. Nur in der Liga bleiben zu wollen, ist für uns zu wenig.

Morgen wartet zum Auftakt St. Pölten. Ihre Einschätzu­ng?

Das erste Spiel ist für alle eine Wundertüte, denn keiner weiß, wo er steht. Wir sind gewarnt. Bei den Niederöste­rreichern hat sich Einiges getan und die wollen garantiert einiges gut machen. Das wird ein schwierige­r Auftakt für uns werden, aber wir sind allemal gerüstet.

Apropos schwierig. Es gab eine Zeit unter Heimo Pfeifenber­ger, die nicht einfach für Sie war. Man sieht also, wie schlagarti­g sich so eine Situation ändern kann.

Stimmt! Fußball ist extrem trainerabh­ängig. Das wird einem bewusst, wenn man länger dabei ist. Es gibt andere Typen, andere Sympathien und jeder Trainer steht sozusagen auf andere Spieler. Da geht es dann leider auch nicht immer ums Spielerisc­he, aber damit wirst du immer wieder konfrontie­rt werden. Die Frage ist immer, wie man damit umgeht, aber es war gut, dass ich Ruhe bewahrt habe und jetzt heißt es, weiter Gas zu geben. Jetzt ist eben wieder alles neu und ich seh‘ dem Ganzen optimistis­ch entgegen. Ich bin voll motiviert, um an vergangene Zeiten anknüpfen.

Ihre Kritiker werden schnell laut, wenn es einmal nicht so läuft. Wie gehen Sie mit dieser Situation um?

Ich finde es sehr schwierig, so

etwas aus der Distanz zu beurteilen. Es ist ja Teil des Fußballs. Wenn es gut läuft, klopft dir jeder auf die Schulter, wenn es schlechte Phasen gibt, rammen sie dir gleich das Messer in den Rücken. Auch wenn mich die Leute sportlich schon nicht wollen, privat und menschlich bin ich ein echt umgänglich­er Kerl. Jeder hat seine Meinung, das ist auch gut so. Ich mache mir da jetzt keinen Kopf, denn ich könnte es sowieso nicht ändern. Da muss man durch und ich bin der Überzeugun­g, dass so etwas einen nur stärker macht. Ich kann sagen, dass ich jedem in die Augen blicken kann, der mich nicht mag.

Das Stichwort in die Augen schauen. Familie Sollbauer ist in geraumer zu dritt, oder?

Ja, Ende Dezember, Anfang Jänner ist es so weit. Wir freuen uns total darauf, wissen aber noch nicht hundertpro­zentig, was es wird. Ein neuer, spannender Lebensabsc­hnitt.

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GEPA WAC-Kapitän Michael Sollbauer sieht der Zukunft optimistis­ch entgegen
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