Das Krokodil lässt sich den Sieg nicht nehmen
In Simbabwe reklamiert der einstige Mugabe-Weggefährte Wahlsieg für sich.
Kann man Blut an den Händen auf eigenen Beschluss hin einfach abstreifen und „nach vorne schauen“? Emmerson Mnangagwa, im Volksmund nicht von ungefähr „das Krokodil“genannt, scheint davon überzeugt zu sein, und mit tatkräftiger Hilfe der Staatsmedien, die ihm im Wahlkampf reichlich wohlwollende Aufmerksamkeit schenkten, scheint es ihm auch gelungen zu sein. Trotz der Kritik der EUWahlbeobachter verkündeten diese gestern den klaren Sieg der Partei des 75-Jährigen. Oppositionsführer Nelson Chamisa, seinerseits als „Küken“bezeichnet, spricht von Wahlmanipulation. Es war die erste Wahl seit fast vier Jahrzehnten, bei der der Name von Langzeit-Herrscher Robert Mugabe nicht auf dem Stimmzettel stand. Doch Neuanfang ist sie wohl keiner: Auf die Proteste der Opposition reagierte die Armee mit Waffengewalt.
Mnangagwa stand an der Seite Mugabes, als dieser das Land über die Jahre zugrunde richtete und vom „Brotkorb“Afrikas in dessen Armenhaus verwandelte. Als Mugabe in den frühen 80ern 10.000 Menschen ermorden ließ, die einer anderen Widerstandsbewegung gegen das weiße Regime angehörten, stand ihm Mnangagwa als Sicherheitsminister und Geheimdienstchef zur Seite. Auch als der alte Tyrann 2008 die Opposition niederschlagen ließ, konnte er auf Mnangagwa zählen. Zum Bruch zwischen den beiden kam es 2017, als der heute 94-jährige greise Staatschef seine fast 40 Jahre jüngere Frau Grace zu seiner Nachfolgerin machen wollte – und der einstige Getreue Mnangagwa sich mithilfe des Militärs an die Macht putschte. Der Wahlgang sollte dem Schritt nun demokratische Legitimität verleihen.