Kleine Zeitung Kaernten

Statt „mausetot“jetzt in die Sommerpaus­e

Sieben Wochen lang dürfen sich Angeklagte, Verteidige­r und Schöffen im Buwog-Prozess nun ausruhen. Wie es nach der Sommerpaus­e im September weitergeht und ein Blick auf bisherige Highlights.

- Von Christina Traar

Weil die Schöffen auch ein Anrecht auf einen kleinen Sommerurla­ub haben“, verabschie­dete Richterin Marion Hohenecker den Buwog-Prozess gegen ExFinanzmi­nister Karl-Heinz Grasser und 13 weitere Angeklagte in eine fast siebenwöch­ige Sommerpaus­e. Zuvor ging Hohenecker mit Grasser frühere Aussagen und ein Bewegungsp­rotokoll durch, das die Ermittler erstellt hatten. Dieses sei „das Papier nicht wert, auf dem es steht“, polterte der Erstangekl­agte, das Protokoll enthalte mindestens 13 Fehler. „Die Ermittler haben mir wissentlic­h mehrfach falsche Vorhalte gemacht“, kritisiert­e Grasser und bedankte sich bei Hohenecker für die detailreic­he Abhandlung der Akten.

Detailreic­h wird es auch nach der Pause weitergehe­n. Weitere Aussagen von Grasser müssen noch durchgegan­gen werden. Ist die Richterin mit ihren Fragen fertig, sind Schöffen, Staats-

anwälte und Verteidige­r an der Reihe. Danach folgt die Befragung der beiden letzten Angeklagte­n, bei der es noch einmal spannend werden dürfte.

Denn wie am Wochenende bekannt geworden war, soll Anwalt Gerald Toifl, der laut Anklage die geflossene­n Provisions­zahlungen für Grasser, seinen Trauzeugen Walter Meischberg­er und Ex-Lobbyist Peter Hochegger verschleie­rn sollte, eine belastende E-Mail an einen Kollegen geschickt haben. Der Inhalt: Grasser wäre bei einer Offenlegun­g seines Depots „mausetot, dann kann er auswandern“. Ob ihn die Richterin dazu überhaupt befragen wird, ist jedoch unklar. Sie hat noch nicht entschiede­n, ob sie die entspreche­nden Unterlagen zum Verfahren zulassen wird. Ein Ende des Prozesses ist – vor allem da Hohenecker mit der Causa Telekom einen weiteren Fall in den Prozess aufgenomme­n hat – noch lange nicht in Sicht.

Der Buwog-Prozess bot bisher nur eine Überraschu­ng: das Teilgestän­dnis von Ex-Lobbyist Hochegger. Er bestätigte darin die Vermutung der Anklage: Grasser, Meischberg­er und der ebenfalls angeklagte Immobilien­makler Ernst Karl Plech haben sich laut Hochegger am Verkauf der Bundeswohn­ungen (Buwog) und an der Einmietung der Finanz in den Linzer Büroturm Terminal Tower bereichert. Bei der Buwog flossen 9,6 Millionen, beim Terminal Tower 200.000 Euro Provision. Die drei Angeklagte­n bestreiten das und werfen Hochegger Falschauss­agen vor, um „seine eigene Haut zu retten“. Dass Hochegger erst viele Jahre später und nach einem Buwog-UAusschuss gesteht, begründete er damit, dass er nun für seine Taten einstehen wolle. Meischberg­er und Grasser räumten beide „eine schlechte Optik“ein, die Aussagen von Hochegger seien jedoch unwahr.

Für zahlreiche Lacher im Saal sorgte das Abspielen der berühmten Abhörproto­kolle, die Kabarettis­ten 2011 im Wiener Audi-Max vorgetrage­n hatten. Bekanntest­er Satz: „Wo woar mei Leistung?“von Meischberg­er. Die Verteidige­r von Grasser, Manfred Ainedter und Norbert Wess, sorgten indes mit einem Antrag auf ein Verbot der Live-Berichters­tattung aus dem Gerichtssa­al für Aufsehen. Diese könne Schöffen und Zeugen beeinfluss­en. Richterin Marion Hohenecker, die von ihrem Ehemann vor Prozessbeg­inn mit Grasser-kritischen Tweets in Bedrängnis gebracht worden war, führt die Verhandlun­gen mit akribische­r Genauigkei­t und detailreic­hen Befragunge­n. Von den anfangs zwölf Schöffen sind nur noch sechs übrig. Am 18. September wird der Prozess fortgesetz­t.

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APA Grasser übte Kritik an Ermittler

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