Er brachte die Einsamkeit und die Nacht zum Funkeln
Beim Carinthischen Sommer faszinierte der Bariton Benjamin Appl mit feiner und edler Liedkunst.
Du heilge Nacht, bald ist’s vollbracht“: Die Schlichtheit und die Ruhe des Liedes „Nachtstück“von Franz Schubert ging tief unter die Haut. Besonders auch deshalb, weil es Benjamin Appl so wunderbar sang: Schlank ist der warmtimbrierte Bariton des 36-jährigen deutschen Sängers, wortdeutlichst seine Diktion, herrlich seine Phrasierung, schattierungsreich, tiefund feinsinnig seine Interpretation. Kein Wunder, dass er, bereits vielfach ausgezeichnet, zu den „Spitzenreitern der neuen Generation der Liedsänger“(wie ein Fachmagazin urteilte) zählt.
Beim Carinthischen Sommer in der leider nur halb vollen Stiftskirche in Ossiach bewies er auch, dass er ein Stilist ist, der jedem Komponisten gerecht werden kann. Neben dem genialen Liederfürsten Schubert, der im Zentrum des Abends stand, wusste er auch mit Liedern von Johannes Brahms (etwa mit „Wie rafft ich mich auf in der Nacht“) und Hugo Wolf („Die Nacht“) zu faszinieren. Und natürlich mit solchen vom Jubiläumskomponisten Gottfried von Einem („Nacht“), dessen 100. Geburtstag heuer gefeiert wird und der dem Kärntner Festival eng verbunden war.
Nacht und Einsamkeit waren die dunklen Themen der ausgesuchten Lieder für dieses Konzert, im ersten Teil wurden vielleicht etwas zu sehr getragene ausgewählt, im zweiten dann auch temperamentvollere. Als kongenialer und einfühlsamer Begleiter erwies sich Graham Johnson, ein bekannter Meister der Liedbegleitung, am Klavier. Der heftige Applaus wurde mit zwei Encores von Schubert bedankt.
Angela Tröndle & Pippo Corvino Quintett. Ossiach, 20 Uhr. carinthischersommer.at
Helmut Christian Heute beim CS: