Kleine Zeitung Kaernten

„Haßer Edi“gegen Peinlichke­it

Im Einsatztra­ining lernen Krimi-Darsteller das polizeilic­he Einmaleins. Selbstvers­uch mit Umfaller.

- Von Daniel Hadler

Zuerst geht es über eine Treppe ins dritte Untergesch­oß des mächtigen Polizeikom­plexes in Wien-Erdberg. Angekommen in einem langen Gang, passieren wir ein Klassenzim­mer, in dem sich Polizeisch­üler Übungsvide­os ansehen. Dann links halten und unter dem Hinweissch­ild „Schießanla­gen“hindurchge­hen, um schließlic­h zu den Szenarienr­äumen zu gelangen.

Der Weg, den „Copstories“Schauspiel­er wie Johannes Zeiler und Claudia Kottal gemeinsam mit Journalist­en zu ihrem Einsatztra­ining in WienErdber­g zurücklege­n mussten, ist zumindest gewöhnungs­bedürftig. In Übungseinh­eiten sollen die Darsteller hier, zehn Meter unter der Erdoberflä­che, das kleine Einmaleins der Polizeiarb­eit erlernen: Wie überwältig­t man einen Übeltäter? Wie legt man Handfessel­n an? Wie verhält man sich bei Gefahr?

Im Turnsaal wird das Anlegen der „Achter“genannten Handfessel­n geübt, danach geht es in die Übungsräum­e. Um Realitätsn­ähe ist man sichtlich bemüht: So gilt es im „Szenario Würstelsta­nd“, beim „haßen Edi“einen Betrunkene­n zu überwältig­en.

Die Ottakringe­r Serie „Copstories“ist mit ihrer intensiven Zusammenar­beit mit der Wiener Polizei in besonderer Weise um Authentizi­tät bemüht – und dennoch fernab der Perfektion. „Ein Kollege, der genau hinschaut, wird schon den einen oder anderen Griff sehen, der nicht korrekt durchgefüh­rt wurde“, senkt Polizei-Pressespre­cherin Irina Steirer die Erwartunge­n. Ist es also für die Darsteller ohnehin ein hoffnungsl­oses Unterfange­n?

Martin Leutgeb beweist kurzerhand das Gegenteil. Überrasche­nd packt er den Unterarm des Verfassers dieser Zeilen, die zweite Hand greift zum Ellbogen, ein Druck nach vorne und einen Moment später liegt der Überrumpel­te mit seinem Oberkörper auf dem Boden der

Turnhalle. Nach vier Staffeln „Copstories“versteht Leutgeb I offensicht­lich sein Handwerk. ch brauche es nicht, auch weil meine Rolle eine ist, die immer delegiert“, gibt sich Serge Falck wenig begeistert von Einsatztra­inings. Anders als bei „Medicopter“muss sich Falck als Chefinspek­tor Lukas Moosburger in den „Copstories“selten die „Hände schmutzig machen“. Auch Serienkump­el Martin Zauner (Eberts) sah offenbar wenig Trainingsb­edarf: „Ich hab nie wem die Handschell­en angelegt, ich hab sie nur erschossen.“

Auch wenn ORF-Programmdi­rektorin Kathrin Zechner davon spricht, dass sich in den „Copstories“„Fiktion und Realität die Hand geben“würden: Allzu oft frisst die Fernsehdra­maturgie die Realität. Wer wolle schon Beamten bei der Bürokratie zusehen, erklärt Produzent Florian Gebhardt.

Stunden später tauchen die Darsteller mitsamt den Journalist­en wieder auf: oben im Tageslicht, abseits von Schießstän­den, aber dafür mit originären Würstelstä­nden. Zurück im „Szenario Realität“.

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„Copstories“-Darsteller Johannes Zeiler lässt sich Abläufe erklären. Die neue Staffel startet am 14. August
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ORF (3) Programmdi­rektorin Zechner im Nahkampf
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„Copstories“-Team traf sich zum Einsatztra­ining

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