„Haßer Edi“gegen Peinlichkeit
Im Einsatztraining lernen Krimi-Darsteller das polizeiliche Einmaleins. Selbstversuch mit Umfaller.
Zuerst geht es über eine Treppe ins dritte Untergeschoß des mächtigen Polizeikomplexes in Wien-Erdberg. Angekommen in einem langen Gang, passieren wir ein Klassenzimmer, in dem sich Polizeischüler Übungsvideos ansehen. Dann links halten und unter dem Hinweisschild „Schießanlagen“hindurchgehen, um schließlich zu den Szenarienräumen zu gelangen.
Der Weg, den „Copstories“Schauspieler wie Johannes Zeiler und Claudia Kottal gemeinsam mit Journalisten zu ihrem Einsatztraining in WienErdberg zurücklegen mussten, ist zumindest gewöhnungsbedürftig. In Übungseinheiten sollen die Darsteller hier, zehn Meter unter der Erdoberfläche, das kleine Einmaleins der Polizeiarbeit erlernen: Wie überwältigt man einen Übeltäter? Wie legt man Handfesseln an? Wie verhält man sich bei Gefahr?
Im Turnsaal wird das Anlegen der „Achter“genannten Handfesseln geübt, danach geht es in die Übungsräume. Um Realitätsnähe ist man sichtlich bemüht: So gilt es im „Szenario Würstelstand“, beim „haßen Edi“einen Betrunkenen zu überwältigen.
Die Ottakringer Serie „Copstories“ist mit ihrer intensiven Zusammenarbeit mit der Wiener Polizei in besonderer Weise um Authentizität bemüht – und dennoch fernab der Perfektion. „Ein Kollege, der genau hinschaut, wird schon den einen oder anderen Griff sehen, der nicht korrekt durchgeführt wurde“, senkt Polizei-Pressesprecherin Irina Steirer die Erwartungen. Ist es also für die Darsteller ohnehin ein hoffnungsloses Unterfangen?
Martin Leutgeb beweist kurzerhand das Gegenteil. Überraschend packt er den Unterarm des Verfassers dieser Zeilen, die zweite Hand greift zum Ellbogen, ein Druck nach vorne und einen Moment später liegt der Überrumpelte mit seinem Oberkörper auf dem Boden der
Turnhalle. Nach vier Staffeln „Copstories“versteht Leutgeb I offensichtlich sein Handwerk. ch brauche es nicht, auch weil meine Rolle eine ist, die immer delegiert“, gibt sich Serge Falck wenig begeistert von Einsatztrainings. Anders als bei „Medicopter“muss sich Falck als Chefinspektor Lukas Moosburger in den „Copstories“selten die „Hände schmutzig machen“. Auch Serienkumpel Martin Zauner (Eberts) sah offenbar wenig Trainingsbedarf: „Ich hab nie wem die Handschellen angelegt, ich hab sie nur erschossen.“
Auch wenn ORF-Programmdirektorin Kathrin Zechner davon spricht, dass sich in den „Copstories“„Fiktion und Realität die Hand geben“würden: Allzu oft frisst die Fernsehdramaturgie die Realität. Wer wolle schon Beamten bei der Bürokratie zusehen, erklärt Produzent Florian Gebhardt.
Stunden später tauchen die Darsteller mitsamt den Journalisten wieder auf: oben im Tageslicht, abseits von Schießständen, aber dafür mit originären Würstelständen. Zurück im „Szenario Realität“.