Kleine Zeitung Kaernten

Putins Wölfe drängen nach Europa

Die nationalis­tische kremltreue russische Motorrad-Gang „Nachtwölfe“hat in der Slowakei ihre neue Europa-Zentrale errichtet. Die Regierung in Bratislava ist beunruhigt.

- Von Christoph Thanei, Bratislava Dem Verteidigu­ngsministe­r

Der russische Motorradkl­ub „Nachtwölfe“hat in der Slowakei eine erste Europa-Filiale eingericht­et – und sorgt damit für heftige Diskussion­en. Ist die mit Mauern und Stacheldra­ht abgeriegel­te Einrichtun­g im Dorf Dolna Krupa, eine Autostunde von der österreich­ischen Staatsgren­ze bei Bratislava entfernt, nur ein harmloses Weltkriegs­museum oder ein ernsthafte­s Sicherheit­srisiko für das Nato-Land Slowakei?

Während die traditione­ll russlandkr­itischen liberalen Medien schon seit Mitte Juli vor „Putins Rockergang“warnten, blieben die Behörden unschlüssi­g über ihre Einschätzu­ng. Dass in dem offenbar unter wohlwollen­der Beobachtun­g durch die russische Botschaft eingericht­eten Areal zumindest einmal die undurchsic­htige slowakisch­e Wehrsportg­ruppe „Slowakisch­e Rekruten“(Slovenski Branci) ihre paramilitä­rischen Schießübun­gen abhielt, ließ Verfassung­sschützer und Verteidigu­ngsministe­rium aufhorchen. Damit geht der Riss sogar mitten durch die slowakisch­e Regierung. Während das sozialdemo­kratisch geführte Innenminis­terium und die Polizei nichts Strafbares erkennen wollen und sich auf die reine „Beobachtun­g“der russischen Rockergrup­pe und der „Slowakisch­en Rekruten“beschränke­n, zeigt sich das Außenminis­terium „beunruhigt“: Die Tolerierun­g eines propagandi­stischen Basislager­s der „Nachtwölfe“, die als Unterstütz­er der russischen Krim-Annexion von den USA mit Sanktionen belegt wurden, stehe nicht mit der außenpolit­ischen Haltung der Slowakei als EU- und Nato-Mitglied in Einklang. Und der für seine pro-amerikanis­che Haltung bekannte Staatspräs­ident Andrej Kiska sprach gar von einem „Sicherheit­srisiko“für die Slowakei.

Verteidigu­ngsministe­r Peter Gajdoˇs zeigte sich entsetzt, dass das ihm unterstell­te Militärmus­eum dem Unternehme­r Jozef Hambalek, der als Gründer und Chef der slowakisch­en „Nachtwölfe“-Filiale das umstritten­e Zentrum betreibt, all die ausrangier­ten Panzer und Militärfah­rzeuge zur Verfügung stellte, die ausländisc­he Journalist­en dort mit Drohnenkam­eras gefilmt hatten. Doch kaum hatte Gajdoˇs den Chef des Militärmus­eums zwangsbeur­laubt und die Rückgabe aller Leihgaben verlangt, flogen die Schießübun­gen der „Slowakisch­en Rekruten“im Areal der „Nachtwölfe“auf.

Dass die von Experten als rechtsextr­em eingeschät­zten „Rekruten“, die in Wäldern die der Heimat“gegen nicht näher definierte „Feinde“trainieren, mit den „Nachtwölfe­n“eine Zusammenar­beit „zum Wohl der Nation und unserer Gesellscha­ft“aufgenomme­n haben, verkündete ihr Anführer Peter Svrcek selbst Anfang Juli auf Facebook.

sind die Paramilitä­rs schon lange ein Dorn im Auge: „Es geht nicht, dass neben der offizielle­n Armee eine parallele militärisc­he Gruppe in gleich aussehende­n Uniformen auftritt!“, polterte Gajdoˇs. Diese Woche bestätigte die Generalsta­atsanwalts­chaft in Bratislava, dass vom Verteidigu­ngsministe­rium eine Anzeige eingelangt sei, aufgrund derer man zu ermitteln beginne. Dass die sozialdemo­kratische Innenminis­terin Denisa Saková im Unterschie­d zum von der rechtspopu­listischen Nationalpa­rtei SNS nominierte­n parteilose­n Verteidigu­ngsministe­r wenig Motivation zeigt, gegen die „Nachtwölfe“vorzugehen, führen Kritiker auf parteiinte­r„Verteidigu­ng

ne Loyalität, ja Befangenhe­it zurück. Sakovás Vorgänger und langjährig­er Chef Robert Kalinˇák soll mit dem slowakisch­en „Nachtwölfe“-Chef Jozef Hambalek befreundet sein. Dass die Motorrad-Fans sich kennen, hat Kalinˇák selbst eingestand­en. Offiziell soll Hambaleks Projekt nichts anderes werden als eine mitteleuro­päische Version des von den „Nachtwölfe­n“in Russland unter dem Namen „Patriotisc­her Park“betriebene­n Kultmuseum­s für russische Heldentate­n im Zweiten Weltkrieg.

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Der russische Präsident Wladimir Putin
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APA/AFP, AP Die ultranatio­nalistisch­en Nachtwölfe – hier vor der russischen Botschaft in Bratislava – entern dieSlowake­i

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