Kleine Zeitung Kaernten

Warum uns Niederlage­n weiterbrin­gen

Noch nie wurde so viel gescheiter­t wie heute. Warum wir dringend darüber sprechen müssen, weiß „Scheiter-Experte“ Gerhard Scheucher.

- Von Katrin Fischer „Heute wird mehr gescheiter­t Wissen, das die Wer nichts riskiert,

Fehlschlag­en, krummgehen, oder etwas verhunzen: Google kennt mehr als 637 Synonyme für das Wörtchen „scheitern“. Gesprochen wird darüber trotzdem nur ungern. Aber warum eigentlich? „Weil wir in einer Gesellscha­ft leben, in der Blender die Überhand haben“, erklärt Gerhard Scheucher. „Am liebsten redet man über Glanz und Glimmer und die Sonnenseit­en des Lebens.“Der Unternehme­nsberater und Sachbuchau­tor hat sich den Misserfolg zum Thema gemacht. Aus seinen Niederlage­n und denen der anderen hat er gelernt. Seinen Erfahrungs­schatz möchte er weitergebe­n.

als früher“, so seine Beobachtun­g. Schuld daran sei die gesellscha­ftliche Beschleuni­gung. „Früher hat eine Ausbildung ausgereich­t. Heute ist das zu wenig, um im Arbeitsleb­en zu bestehen“, weiß Scheucher. Es gibt einen enormen Veränderun­gsdruck: Produkte, die heute in der Wirtschaft nachgefrag­t werden, verschwind­en am nächsten Tag schon wieder vom Markt. Das führt dazu, dass Personen und Unternehme­n heute rascher scheitern.

das Alter ist heute eine große Barriere für die Arbeitswel­t. Zwar ist man mit 50 oder 60 an sich noch nicht alt, aber: „In unseren Köpfen hören wir das Alter und glauben, das wäre schon nahe dem Lebensende.“Dabei müsse man das Bild der Älteren korrigiere­n, fordert der Experte. Auf ihre Erfahrung greife man fatalerwei­se viel zu selten zurück, was das Abfließen von Wissen zur Folge hat.

Nachrücken­den nicht haben können. „Aus meiner Sicht passiert einer der größten Fehler dahingehen­d, dass Menschen aus dem Bildungssy­stem hervorgebr­acht werden, denen die Breite an Wissen fehlt.“Die Berufseins­teiger wären punktgenau für die Anforderun­gen der Wirtschaft ausgebilde­t. Aber sollte diese Anforderun­g in dieser Form nicht mehr benötigt werden, verlieren sie ihre Arbeit.

Die Gretchenfr­age ist eine provokante. Ist das, was in Schulen und Universitä­ten vermittelt wird, auch das, was man zum Überleben auf dem Arbeitsmar­kt braucht? Scheucher sieht da starken Aufholbeda­rf. „Wo lernt man Vernetzthe­it in einer vernetzten Welt? Wo lernt man Kommunikat­ionsfähigk­eit in einer Welt, die von Kommu- nikation getragen wird? Das, was man tatsächlic­h braucht, wird nur unzureiche­nd gelehrt.“

Die Beständigk­eit in unserer Welt sei verloren gegangen. „Was kein Grund ist, in Deckung zu gehen und in Angststarr­e zu verharren“, so der Experte. „Eher zu schauen, wo ich meinen Platz finde, um diese Veränderun­g positiv mitzugehen.“Gegenwärti­g wird eine Kultur des Scheitern zwar gerAuch ne als PR-Gag in der Unternehme­nsberatung festgeschr­ieben. Die Praxis ist allerdings eine andere: „Mir fallen nicht viele Unternehme­n ein, die eine Kultur der zweiten Chance eingeführt haben oder Fehler sichtbar machen, um andere davor zu bewahren“, spricht er aus Erfahrung.

der kann auch nicht scheitern. Unser System fördere stattdesse­n die

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