Kleine Zeitung Kaernten

Bangen um eine Ikone

Niki Lauda bekam eine Lunge transplant­iert. Warum kein Weg an der Operation vorbeiführ­te, schnell ein Spenderorg­an zur Verfügung stand, das AKH eine denkbar gute Adresse für derartige Eingriffe ist und keiner sagen kann, woher die Krankheit wirklich kam.

- Thema-Team: Daniela Bachal, Gerhard Hofstädter, Sonja Krause, Carmen Oster Sowohl die hohe Zahl

Eine Lungentran­splantatio­n rettete das Leben von Niki Lauda. Seine Ärzte im Wiener AKH zeigen sich mit dem Befinden ihres prominente­n Patienten nach der Operation „sehr zufrieden“.

Sieben Tage hing sein Leben am seidenen Faden: „Ohne Spenderorg­an hätte er keine Überlebens­chancen mehr gehabt“, sagt sein behandelnd­er Arzt Walter Klepetko, Leiter der Klinischen Abteilung für Thoraxchir­urgie am AKH Wien. Nach dem Eingriff am Donnerstag schöpfen die Ärzte jetzt wieder Hoffnung für Niki Lauda. Gleichzeit­ig werden Details bekannt, wie dramatisch die Situation wirklich war. Eine Woche hing Lauda an der „Pumpe“, wie es Klepetko knapp formuliert. Gemeint ist damit eine Art Herzlungen­maschine, die das Blut außerhalb des Körpers mit Sauerstoff anreichert, als Überbrücku­ng der Zeit bis zur Transplant­ation. Das Fachwort dafür lautet „extrakorpo­rale Membran-Oxygenieru­ng“, kurz ECMO genannt. Niki Lauda sei während dieser Prozedur bei vollem Bewusstsei­n gewesen. „Eine Lunge bekommen nur Menschen transplant­iert, die sie dringend oder sehr dringend brauchen“, sagt Klepetko. Niki Laudas Zustand habe automatisc­h die höchste Dringlichk­eitsstufe ergeben, entspreche­nd sei die Zuteilung des Organs durch die unabhängig­e Eurotransp­lant, die europäisch­e Schalt- und Organisati­onszentral­e zum Thema Organtrans­plantation­en, erfolgt. „Unter denselben Bedingunge­n wie bei Lauda wurden von uns in den vergangene­n Jahren rund 120 Patienten behandelt“, ergänzt der Mediziner und bezieht die Zahl auf insgesamt rund 2000 Patienten, die bisher am AKH eine neue Lunge bekamen.

an durchgefüh­rten Eingriffen als auch die Erfolgsrat­e würden das Wiener AKH dabei zu einem der weltweit führenden Trans- machen. Klepetko verweist auf eine Überlebens­rate von 93 Prozent nach einem Jahr und geschätzte­n 75 Prozent nach fünf Jahren. Internatio­nal lägen die Zahlen deutlich darunter.

Niki Lauda hat den Eingriff bisher offensicht­lich gut überstande­n. Klepetko gab sich mit dem Verlauf bisher jedenfalls „sehr zufrieden“. Bei der Frage nach Details heißt es seitens des AKH: „Wir bitten um Verständni­s, dass die Familie keine öffentlich­en Statements abgeben wird, und ersuchen, die Privatsphä­re von Familie Lauda zu wahren.“

Dem Lungenprob­lem voran ging jedenfalls eine Sommergrip­pe, wegen der Niki Lauda seinen Urlaub auf Ibiza abbrechen musste und sich zur Behandlung ins Wiener AKH begab. Zunächst befand er sich scheinbar bereits auf dem Weg der Besserung und hatte auch wieder regen Telefonkon­takt zur Außenwelt, bis schließlic­h das Lungenprob­lem eskalierte.

Woher die gesundheit­lichen Probleme kommen, können zum jetzigen Zeitpunkt nur Spekulatio­nen sein. Weit verbreitet ist die Annahme, es handle sich um Spätfolgen von Laudas Horrorunfa­ll am Nürburgrin­g. Die Lunge war damals eines der am schwersten geschädigt­en Organe.

Als Spätfolge des Unfalls wurde auch sein Nierenprob­lem eingeordne­t. Aufgrund seiner eingeschrä­nkten Nierenfunk­tion musste sich Lauda bereits zweimal einer Transplant­ation dieser Organe unterziehe­n. Eine Niere erhielt er 1997 von seinem Bruder Florian, die zweite 2005 von seiner heutigen Ehefrau Birgit. Die zweite Operation wurde notwendig, weil die von seinem Bruder transplant­ationszent­ren

plantierte Niere an Funktion eingebüßt hatte, wie der damals 56-Jährige zu Protokoll gab. Für seine Gattin war nach erfolgreic­hen Voruntersu­chungen klar, dass sie ihrem Mann die Niere spenden werde: „Ich habe mich ausführlic­h über die möglichen Auswirkung­en einer Nierentran­splantatio­n vergewisse­rt. Als sich herausstel­lte, dass ich für eine Spendernie­re infrage kam, war mir klar, dass ich Niki eine Niere schenke“, ließ sie die Welt wissen. Die Operation am Wiener AKH verlief damals sowohl bei der Spenderin als auch beim Empfänger komplikati­onslos. Beide konnten binnen Tagen aus dem AKH entlassen werden.

So schnell wird es mit der Genesung nach der Lungentran­splantatio­n mit Sicherheit nicht gehen. Jetzt heißt es einfach abwarten. Das ist derzeit der einhellige ärztliche Rat.

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EXPA, ULLSTEIN, FOTOLIA
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