Bangen um eine Ikone
Niki Lauda bekam eine Lunge transplantiert. Warum kein Weg an der Operation vorbeiführte, schnell ein Spenderorgan zur Verfügung stand, das AKH eine denkbar gute Adresse für derartige Eingriffe ist und keiner sagen kann, woher die Krankheit wirklich kam.
Eine Lungentransplantation rettete das Leben von Niki Lauda. Seine Ärzte im Wiener AKH zeigen sich mit dem Befinden ihres prominenten Patienten nach der Operation „sehr zufrieden“.
Sieben Tage hing sein Leben am seidenen Faden: „Ohne Spenderorgan hätte er keine Überlebenschancen mehr gehabt“, sagt sein behandelnder Arzt Walter Klepetko, Leiter der Klinischen Abteilung für Thoraxchirurgie am AKH Wien. Nach dem Eingriff am Donnerstag schöpfen die Ärzte jetzt wieder Hoffnung für Niki Lauda. Gleichzeitig werden Details bekannt, wie dramatisch die Situation wirklich war. Eine Woche hing Lauda an der „Pumpe“, wie es Klepetko knapp formuliert. Gemeint ist damit eine Art Herzlungenmaschine, die das Blut außerhalb des Körpers mit Sauerstoff anreichert, als Überbrückung der Zeit bis zur Transplantation. Das Fachwort dafür lautet „extrakorporale Membran-Oxygenierung“, kurz ECMO genannt. Niki Lauda sei während dieser Prozedur bei vollem Bewusstsein gewesen. „Eine Lunge bekommen nur Menschen transplantiert, die sie dringend oder sehr dringend brauchen“, sagt Klepetko. Niki Laudas Zustand habe automatisch die höchste Dringlichkeitsstufe ergeben, entsprechend sei die Zuteilung des Organs durch die unabhängige Eurotransplant, die europäische Schalt- und Organisationszentrale zum Thema Organtransplantationen, erfolgt. „Unter denselben Bedingungen wie bei Lauda wurden von uns in den vergangenen Jahren rund 120 Patienten behandelt“, ergänzt der Mediziner und bezieht die Zahl auf insgesamt rund 2000 Patienten, die bisher am AKH eine neue Lunge bekamen.
an durchgeführten Eingriffen als auch die Erfolgsrate würden das Wiener AKH dabei zu einem der weltweit führenden Trans- machen. Klepetko verweist auf eine Überlebensrate von 93 Prozent nach einem Jahr und geschätzten 75 Prozent nach fünf Jahren. International lägen die Zahlen deutlich darunter.
Niki Lauda hat den Eingriff bisher offensichtlich gut überstanden. Klepetko gab sich mit dem Verlauf bisher jedenfalls „sehr zufrieden“. Bei der Frage nach Details heißt es seitens des AKH: „Wir bitten um Verständnis, dass die Familie keine öffentlichen Statements abgeben wird, und ersuchen, die Privatsphäre von Familie Lauda zu wahren.“
Dem Lungenproblem voran ging jedenfalls eine Sommergrippe, wegen der Niki Lauda seinen Urlaub auf Ibiza abbrechen musste und sich zur Behandlung ins Wiener AKH begab. Zunächst befand er sich scheinbar bereits auf dem Weg der Besserung und hatte auch wieder regen Telefonkontakt zur Außenwelt, bis schließlich das Lungenproblem eskalierte.
Woher die gesundheitlichen Probleme kommen, können zum jetzigen Zeitpunkt nur Spekulationen sein. Weit verbreitet ist die Annahme, es handle sich um Spätfolgen von Laudas Horrorunfall am Nürburgring. Die Lunge war damals eines der am schwersten geschädigten Organe.
Als Spätfolge des Unfalls wurde auch sein Nierenproblem eingeordnet. Aufgrund seiner eingeschränkten Nierenfunktion musste sich Lauda bereits zweimal einer Transplantation dieser Organe unterziehen. Eine Niere erhielt er 1997 von seinem Bruder Florian, die zweite 2005 von seiner heutigen Ehefrau Birgit. Die zweite Operation wurde notwendig, weil die von seinem Bruder transplantationszentren
plantierte Niere an Funktion eingebüßt hatte, wie der damals 56-Jährige zu Protokoll gab. Für seine Gattin war nach erfolgreichen Voruntersuchungen klar, dass sie ihrem Mann die Niere spenden werde: „Ich habe mich ausführlich über die möglichen Auswirkungen einer Nierentransplantation vergewissert. Als sich herausstellte, dass ich für eine Spenderniere infrage kam, war mir klar, dass ich Niki eine Niere schenke“, ließ sie die Welt wissen. Die Operation am Wiener AKH verlief damals sowohl bei der Spenderin als auch beim Empfänger komplikationslos. Beide konnten binnen Tagen aus dem AKH entlassen werden.
So schnell wird es mit der Genesung nach der Lungentransplantation mit Sicherheit nicht gehen. Jetzt heißt es einfach abwarten. Das ist derzeit der einhellige ärztliche Rat.