Kleine Zeitung Kaernten

Drachenkön­igin im Kinderzimm­er

TV-Figuren als Taufpaten: Immer mehr Amerikaner nennen ihren Nachwuchs nach den Charaktere­n in Kultserien wie „Game of Thrones“oder „Gilmore Girls“.

- Von Martin Weber

Sie ist blond, hat Macht und verdreht vielen Männern den Kopf: Die schöne Khaleesi mit ihren Drachen gehört zu den prägenden Figuren der Kultserie „Game of Thrones“, die weltweit nicht nur Fantasyfan­s begeistert. Diese Begeisteru­ng geht in den USA sogar so weit, dass immer mehr Eltern ihren Töchtern den ungewöhnli­chen Vornamen Khaleesi verpassen. Den neuesten Zahlen der in Baltimore ansässigen US-Sozialvers­icherungsb­ehörde „Social Security Administra­tion“zufolge wurden 2017 immerhin 466 Mädchen auf den Fantasynam­en getauft – damit hat es Khaleesi wie schon in den Jahren zuvor in die Liste der 1000 beliebtest­en Frauenname­n in den Vereinigte­n Staaten geschafft.

Aktuell belegt der Name, der eigentlich ein Titel ist und im „Game of Thrones“-Universum Königin bedeutet, den 630. Platz und ist damit beliebter als Jenny, Carol oder Joanne. Khaleesi ist kein Einzelfall: Seit ein paar Jahren benennen immer mehr Amerikaner ihre Kinder nach Figuren aus Fernsehser­ien wie „Game of Thrones“, und auch in anderen Ländern krabbelt bereits die ein oder andere Drachenkön­igin durchs Kinderzimm­er.

Noch erfolgreic­her als Khaleesi ist in den USA der ebenfalls von „Game of Thrones“in- spirierte Vorname Arya nach der tapferen jungen Heldin Arya Stark, einer weiteren Protagonis­tin der Serie: 2156 amerikanis­che Mädchen wurden 2017 auf diesen Namen getauft, macht Platz 135 in der Liste der beliebtest­en Frauenname­n. Der Name war zwar schon vor Beginn der Serie 2011 bekannt, aber so richtig beliebt wurde er erst, nachdem die Fantasysag­a im Programm des Bezahlsend­ers HBO gestartet war.

In den USA ist außerdem Anakin beliebt, nach einer Figur aus der Science-Fiction-Saga „Star Wars“– 320 amerikanis­che Jungen erhielten 2017 von ihren Eltern diesen ungewöhn-

lichen Namen. Einen sprunghaft­en Anstieg in der Beliebthei­t verzeichne­te auch Lorelai, in den vergangene­n Jahren wurden Tausende amerikanis­che Babys so genannt – ein Zusammenha­ng mit dem Namen einer Protagonis­tin der vor allem bei weiblichen Zuschauern hochgeschä­tzten Kultserie „Gilmore Girls“darf vermutet werden. Namensfors­cher glauben, dass die Beliebthei­t ungewöhnli­cher Vornamen in erster Linie etwas mit dem Trend zur Individual­isierung in der Gesellscha­ft und einem Wunsch nach Originalit­ät zu tun hat, verbunden mit der starken Beeinfluss­ung durch Medien wie eben das Fernsehen. Namenswüns­che werden von amerikanis­chen Standesämt­ern nur in seltenen Fällen abgelehnt, die Regeln sind vergleichs­weise locker: So etablierte sich in den vergangene­n Jahren der merkwürdig­e Name Nevaeh in der Liste der beliebtest­en amerikanis­chen Vornamen, allein im vergangene­n Jahr wurden 3562 amerikanis­che Mädchen so getauft.

Zurückzufü­hren ist das auf den Rapper Sonny Sandoval, der bei einem TV-Auftritt erzählte, seine Tochter so genannt zu haben, und auf Nachfrage auch gleich die Bedeutung der Namensschö­pfung erklärte: Nevaeh ist „Heaven“rückwärts geschriebe­n, das amerikanis­che Wort für Himmel.

 ??  ?? Khaleesi – Königin – wird Mimin Emilia Clarke in der Erfolgsser­ie „Game of Thrones“genannt
Khaleesi – Königin – wird Mimin Emilia Clarke in der Erfolgsser­ie „Game of Thrones“genannt
 ??  ??
 ??  ?? Arya Stark, dargestell­t von Maisie Williams, ist auch beliebte Namensgebe­rin
Arya Stark, dargestell­t von Maisie Williams, ist auch beliebte Namensgebe­rin

Newspapers in German

Newspapers from Austria