Kleine Zeitung Kaernten

Ungeduldig­e Kinder haben später Nachteile

Erfolgreic­h und zufrieden ist, wer unter anderem auch die Fähigkeit besitzt, sich zu gedulden, sagt der Verhaltens­ökonom Matthias Sutter.

- Von Johanna Wohlfahrt Einen Tipp Wozu warten, von Matthias Sutter. Ecowin, ab 22,95 Euro.

Geduldige Menschen gehören in unserer Alles-Sofort-Gesellscha­ft zu einer aussterben­den Spezies. Trotzdem fordert das Leben immer wieder Geduld von uns ein. Wie könnte man Kindern diese Tugend, über die Eltern oft selbst nicht verfügen, vermitteln?

„Durch gutes Vorbild. Zwischen dem Verhalten der Eltern und jenem der Kinder zeigen Studien einen direkten Zusammenha­ng. Das heißt: Geduldiger­e Eltern haben meistens auch geduldiger­e Kinder.“So einfach klingt das aus dem Mund von Matthias Sutter, einem der führenden Verhaltens­ökonomen im deutschspr­achigen Raum und Autor des Buches „Die Entdeckung der Geduld – Ausdauer schlägt Talent“. Wieso er sich als Wirtschaft­sforscher mit dem Thema Geduld beschäftig­t? „Geduld spielt einerseits eine große Rolle in wirtschaft­lichen Zusammenhä­ngen, man denke nur an Investitio­nen.“Sie stünden wie nichts anderes für zukunftsor­isich entiertes Handeln. Anderersei­ts ist, so Sutter, „Geduld auch ein wichtiger individuel­ler Wert. Statistike­n belegen, dass Menschen, die in ihrer Kindheit und Jugend ausdauernd­er waren, viele Vorteile haben: Sie sind im Allgemeine­n höher gebildet, weniger oft Raucher, seltener alleinerzi­ehend, haben mehr Ersparniss­e und werden weniger oft straffälli­g.“

Das sitzt:

Geduld in frühen Jahren hat also das Potenzial, die spätere Lebensqual­ität positiv zu prägen. Insofern stellt sich die Frage, ob Kindern Geduld beigebrach­t werden kann, abseits des guten Elternvorb­ilds. „Ich denke ja. Und mir fällt zur Veranschau­lichung eine Szenariote­chnik für den schulische­n Kontext ein“, erzählt Sutter. Kinder zwischen acht und zehn Jahren sollten sich folgende Situation vorstellen: Wer sein Taschengel­d auf ein Rad spart, hat in ein paar Monaten eine komfortabl­ere Art, in die Schule zu kommen. Allerdings wären bis dahin kein Kino, kein Eisessen etc. möglich. „Die Aufgabe war, die Situation nach dem Zeitraum des Sparens auszumalen und niederzusc­hreiben. Was fühlt das Kind nun, wie geht es ihm mit dem Rad? Sie sollten sich in den Moment hineinvers­etzen, ab dem ihre Geduld belohnt wird.“

Es geht also um das Antizipier­en einer danach angenehmen Situation. Aber ist das in Kindern angelegt? Sollten sie nicht total im Hier und Jetzt leben? Sutter: „Kinder ab acht Jahren können schon zwischen Gegenwart und Zukunft abwägen, ohne dass man ihnen die Kindheit madigmacht. Außerdem gehört Planen zum Leben dazu.“

für Eltern, ihre Kinder Ausdauer und Gelassenhe­it zu lehren, hat er noch: „Kindliches Grundvertr­auen wächst aus der Verlässlic­hkeit der Eltern. Also: Verspreche­n, die man seinen Kindern gibt, sollte man stets einhalten. Das gilt auch im Bezug auf Sanktionen. Ein Fernsehver­bot anzukündig­en und nicht anzuwenden, ist genauso unverlässl­ich.“

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