Aufklärung im Zeitalter des Postfaktischen
Der Schwede Hans Rosling öffnet mit seinen Zahlen über die Welt die Augen.
Der schwedische Mediziner und Statistiker Hans Rosling hatte eine Ader dafür, mit Zahlen anschaulich die Welt zu erklären. Weltweit waren seine Vorträge gefragt und seine Videos im Internet wurden millionenfach angeklickt. Wenn er seine Zuhörer davon überzeugen wollte, dass nichts unmöglich ist, schluckte er auf der Bühne sogar ein Schwert. Sein Kampf galt dem weltweiten Pessimismus. Die Welt ist nicht so schlecht, wie sie oft gemacht wird. „Sie ist sogar besser, als wir denken“, sagte er stets. Um das zu beweisen, ließ er auf der Wand animierte Grafiken aufleuchten. Darin demonstrierte er, wie sich die Welt seit den 1960erJahren zum Positiven verändert hat. Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, entwickelte er seinen legendären „Gapminder“-Test. 13 Frage zum Entwicklungsstand aller Länder, die er über Jahre hinweg unzähligen Menschen auf der ganzen Welt vorlegte. Das überraschende Ergebnis: Selbst die bestinformierten Menschen dieser Welt beantworten Fragen wie: „Wie viele der einjährigen Kinder auf der Welt sind geimpft? 20, 50 oder 80 Prozent?“, in großer Masse falsch. (Die richtige Antwort lautet 80 Prozent.) Die Ergebnisse dieser Umfragen und seine Erkenntnisse, warum ein Großteil der Weltbevölkerung eine derartige Unwissenheit aufweist und häufiger danebenliegt als ein Zufallsexperiment mit Schimpansen, hat der wahrscheinlich bekannteste Wissenschaftler Schwedens in dem postum erschienenen Buch „Factfulness“kurz vor seinem Tod 2017 zusammengetragen. Es ist ein mitreißendes und augenöffnendes Buch, das so charmant und unterhaltsam geschrieben ist, wie es auch Roslings Vorträge waren. Es ist auch eine Anleitung, wie jeder für sich lernen kann, die Welt in Zukunft etwas positiver zu sehen. Gerade in Zeiten des Postfaktischen und der „alternativen Fakten“ist Roslings Werk ein erfrischender Beitrag. Denn der Wissenschaftler wollte mit seinem Buch auch einen Beitrag dazu liefern, die „überdramatisierte Weltsicht“wieder etwas gerader zu rücken. Wer das Buch liest, hat jedenfalls den Eindruck, die Welt etwas besser zu verstehen.