Kleine Zeitung Kaernten

KTM muss rund 15 Jahre aufholen

- Alex Hofmann war MotoGP-Pilot und ist heute Fachkommen­tator bei Servus TV.

Es mag auf den ersten Blick so aussehen, als wäre KTM im zweiten Jahr MotoGP in der Entwicklun­g etwas stecken geblieben. Dazu muss ich aber schon sagen, dass KTM im ersten Jahr einen unglaublic­hen Job gemacht hat. Sie haben derart schnell aufgeholt, es lief immer wieder großartig. Und wenn man bedenkt, wo KTM herkommt, nämlich aus dem Dreck des Rallyespor­ts mit all den Dakar-Siegen, dann haben sie in Mattighofe­n einen enormen Boost gehabt. Das war 2017.

KTM ist von Anfang an volles Risiko gegangen. Und sie hatten Glück, dass alles eigentlich perfekt gelaufen ist, es hat alles gepasst. Dazu haben sie immer schnell reagiert, wenn es etwas auszumerze­n galt. Ob bei den Motoren, ob beim Fahrwerk.

D ass es immer so weitergeht, glaubte selbst der kühnste Optimist nicht. Im Vorjahr hatten sie vielleicht viel Glück, heuer wieder etwas mehr Pech. KTM kann die Motorenent­wicklungss­tufe nicht so einsetzen, wie sie gerne möchten. Dann verletzt sich auch noch der Testfahrer Mika Kallio schwer, dann auch noch Pol Espargaro, der ja schon bei den Wintertest­s ausgefalle­n war. So fehlen wichtige Infos, die die Fahrer weitergebe­n sollen. Bradley Smith, der dritte Fahrer, erreicht langsam sein persönlich­es Limit. All das zusammen bewirkt natürlich eine gewisse Problemati­k. Und schon stockt der Vorwärtsdr­ang ein bisschen.

Dennoch: Die Rennen sind noch einmal enger geworden. Und wenn man sich die Zeitabstän­de anschaut, muss KTM trotzdem zufrieden sein, auch wenn sich das nicht ganz in zählbaren Resultaten widerspieg­elt. Das Motorrad ist sicher gut, aber wenn du im Set-up nur ein paar Prozent daneben liegst, fährst du nicht mehr vorne mit. Da muss man einfach etwas Geduld haben.

W enn im nächsten Jahr ein weiteres Team dazukommt, wird es ganz schnell einen weiteren Entwicklun­gssprung geben. Red Bull will ja aus Tech 3 dann ein richtiges Junior-KTM-Werksteam machen. Da kommen Informatio­nen von vier Fahrern. Man sammelt viel mehr Daten, die man sich ja nicht kaufen kann. Damit können die Ingenieure bestimmt viel aussortier­en. Wenn das Konstrukt dann steht, was ein paar Monate dauern wird, geht’s schnell voran. Davon bin ich überzeugt. KTM geht ja den Weg, alles selbst herzustell­en, Motor, Fahrwerk, Federn, Gabeln, und, und, und. Alles aus einem Haus. Man darf nie vergessen: Zu Honda oder Yamaha muss KTM mindestens 15 Jahre Erfahrung aufholen. Mit dem genannten eingeschla­genen Weg könnte das aber auch schneller gelingen.

Außerdem glaube ich, dass KTM, sollten sie zu der Erkenntnis kommen, dass sie falsch liegen, den eingeschla­gen Weg auch verlassen.

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 ??  ?? Alex Hofmann analysiert für die Kleine Zeitung die heißen Themen in der MotoGP.
Alex Hofmann analysiert für die Kleine Zeitung die heißen Themen in der MotoGP.

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