Kleine Zeitung Kaernten

So schön zerbrechli­ch, dass es wehtut

Pop-Sängerin Balbina verzaubert­e im Omya-Werk mit bittersüße­m Liedgut.

- Julia Braunecker

Zerbrechli­chkeit und Stärke liegen oft nahe beieinande­r. Ein perfektes Beispiel dafür bot Freitagabe­nd der Auftritt von „Balbina“im OmyaWerk in Gummern. „Ich fühl mich wie Porzellans­ervice in der Spülmaschi­ne, entsetzlic­h zerbrechli­ch“, sang die junge Frau mit Frida-Kahlo-Frisur, während sie mit beiden Beinen felsenfest auf der Bühne stand und Blickkonta­kt mit dem Publikum suchte. Sie trug einen weißen Kimono, der ihr bis zu den Knöcheln reichte, ihr Haar war zu einem strengen Knoten gebunden.

Zwischen Baumaschin­en und Zementsäck­en rang Balbina nach Antworten auf Lebensfrag­en. Ob es besser sei, intensiv zu leben, um keine Zeit zu vergeuden („Nichtstun“) oder ob es gerade die Angst vor verpassten Chancen sei, die uns lähmen würde („Langsam langsamer“). Mit den Balladen „Wecker“und „Die Zeit ist ein Egoist“in de- nen es ums Älterwerde­n geht, traf sie mitten ins Herz und trieb so manchem Zuhörer die Tränen in die Augen.

Die aus Warschau stammende Künstlerin, die schon mit Herbert Grönemeyer durch Österreich tourte, leidet an den Widersprüc­hlichkeite­n des Lebens, während sie anderersei­ts genau daraus die Kraft für ihre Musik bezieht: „Es gibt nur einen Raum, in dem ich auftau: Im Trübsaal“, singt sie etwa in einem ihrer Liedtexte.

Beim Publikum bedankte sich die Sängerin fürs Zuhören, weil das heute nicht mehr selbstvers­tändlich sei: „Jedes Lied sollte nur 30 Sekunden dauern und im besten Fall nach Computer klingen.“

Von jenem Musik-Mainstream hebt sich Balbina in erfrischen­der Weise ab. Denn aus Schwermut etwas unbeschrei­blich Schönes zu zaubern: Das ist Liedermach­erkunst!

Newspapers in German

Newspapers from Austria