So schön zerbrechlich, dass es wehtut
Pop-Sängerin Balbina verzauberte im Omya-Werk mit bittersüßem Liedgut.
Zerbrechlichkeit und Stärke liegen oft nahe beieinander. Ein perfektes Beispiel dafür bot Freitagabend der Auftritt von „Balbina“im OmyaWerk in Gummern. „Ich fühl mich wie Porzellanservice in der Spülmaschine, entsetzlich zerbrechlich“, sang die junge Frau mit Frida-Kahlo-Frisur, während sie mit beiden Beinen felsenfest auf der Bühne stand und Blickkontakt mit dem Publikum suchte. Sie trug einen weißen Kimono, der ihr bis zu den Knöcheln reichte, ihr Haar war zu einem strengen Knoten gebunden.
Zwischen Baumaschinen und Zementsäcken rang Balbina nach Antworten auf Lebensfragen. Ob es besser sei, intensiv zu leben, um keine Zeit zu vergeuden („Nichtstun“) oder ob es gerade die Angst vor verpassten Chancen sei, die uns lähmen würde („Langsam langsamer“). Mit den Balladen „Wecker“und „Die Zeit ist ein Egoist“in de- nen es ums Älterwerden geht, traf sie mitten ins Herz und trieb so manchem Zuhörer die Tränen in die Augen.
Die aus Warschau stammende Künstlerin, die schon mit Herbert Grönemeyer durch Österreich tourte, leidet an den Widersprüchlichkeiten des Lebens, während sie andererseits genau daraus die Kraft für ihre Musik bezieht: „Es gibt nur einen Raum, in dem ich auftau: Im Trübsaal“, singt sie etwa in einem ihrer Liedtexte.
Beim Publikum bedankte sich die Sängerin fürs Zuhören, weil das heute nicht mehr selbstverständlich sei: „Jedes Lied sollte nur 30 Sekunden dauern und im besten Fall nach Computer klingen.“
Von jenem Musik-Mainstream hebt sich Balbina in erfrischender Weise ab. Denn aus Schwermut etwas unbeschreiblich Schönes zu zaubern: Das ist Liedermacherkunst!