Kleine Zeitung Kaernten

Meine Fahrräder und ich: wie ich vor aller Augen eines stahl und mich dadurch dennoch nicht ins Unrecht setzte.

- Frido Hütter

Ein Fahrrad zu fahren, habe ich unter rauen Bedingunge­n gelernt. Auf dem klobigen Drahtesel meiner Mutter, mehr oder minder stehend, weil ich auch bei niedrigste­r Stellung des Sattels nicht zu den Pedalen hinabreich­te.

Das harte Training machte sich bezahlt. Alsbald driftete ich im Speedwayst­il durch die geschotter­te Adelmannku­rve nahe unserem Haus, fuhr ohne Hände am Lenker und sprang tollkühn über selbst gebaute Schanzen. Ein paar bis heute sichtbare Narben auf meinen Knien geben Zeugnis von ein paar missglückt­eren Übungen dieser Art.

Später bekam ich von meinen Eltern ein schickes Puch-Jungmeiste­r geschenkt. Es hatte nur einen Gang, war aber um einiges leichter. Darauf ritt ich mit knapp fünfzehn bis an den Neusiedler See und über den Semmering – ohne abzusitzen – zurück nach Hause.

Viel später, in meinen Fünfzi- gern, schaffte ich mir ein solides Citybike von KTM mit zwölfgängi­ger Shimano-Schaltung an. Mit einem massiven Schloss hängte ich es stets an irgendwelc­hen festen Objekten an.

Einmal nicht, weil ich nur kurz in eine Trafik lief. Ich kam zurück und mein Bike war verschwund­en. Auf gut Deutsch: Es war gestohlen worden. Wussten Sie, dass das bei uns im Schnitt 68-mal am Tag passiert? Im Vorjahr wurden 24.795 Fahrräder als gestohlen gemeldet.

Bis zum Erwerb eines neuen Modells ließ ich ein paar Monate verstreich­en. Eines Tages fand ich mein Radl mit neuem Schloss vor einem gut besetzten Gastgarten angehängt.

Nach kurzer Überlegung fuhr ich heim, holte einen Bolzenschn­eider, schnitt es vor aller Augen los und nahm es mit.

Ich hinterließ einen Zettel mit meiner Mobilnumme­r und dem Satz: Falls Sie Ihr Rad vermissen, rufen Sie mich an. Der Anruf kam bis heute nicht.

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